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»Ich vermute, eine Stimme wie die von Franco Fagioli mit ihrem Umfang von drei Oktaven kommt der prunkvollen Kombination von Brillanz, Geschmeidigkeit und Kraft der großen Kastraten so nahe, wie es heute überhaupt möglich ist.« Gramophone in der Rezension von Serse, Februar 2019
Für einen Ausnahmekünstler wie Franco Fagioli sind die ungemein schwierigen Arien in der Barockoper und der frühen Belcanto-Oper kaum eine Herausforderung, und Fagioli ist genau der Sänger, der über das notwendige Zusammenspiel von technischer Beweglichkeit, Vielfalt des Tons und Stimmumfang verfügt, um in diesen Werken zu triumphieren. Er gilt nicht nur als einer der besten Händelsänger unserer Zeit, sondern ist auch auf Mozart und ursprünglich für Kastraten geschriebene Rollen spezialisiert. Die Fähigkeiten des argentinischen Sängers werden weltweit von Kritikern gerühmt und ziehen scharenweise Zuhörer an, die diesen Künstler erleben wollen, der die spektakulären Läufe, Sprünge und Verzierungen selbst der schwierigsten Bravourstücke bewältigt. Er hat mit den angesehensten Dirigenten gearbeitet, wie beispielsweise Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Marc Minkowski, Riccardo Muti, Christophe Rousset, Riccardo Minasi, Emmanuelle Haïm, Diego Fasolis, Giacomo Sagripanti, Leonardo García Alarcón und George Petrou. Er tritt zudem regelmäßig mit Il Pomo d’Oro und Armonia Atenea auf. Im Juli 2015 wurde er als erster Countertenor überhaupt von Deutsche Grammophon unter Vertrag genommen.
Franco Fagioli wurde im nordargentinischen San Miguel de Tucumán geboren. Er erhielt Klavierunterricht am Musikinstitut von Tucumán und studierte dann Gesang, zunächst in seiner Heimatstadt und später am Instituto Superior de Arte, dem Ausbildungszentrum des Teatro Colón in Buenos Aires. Den Durchbruch erzielte der schon beeindruckend ausgereifte junge Interpret, als er im Oktober 2003 den 10. Internationalen Gesangswettbewerb »Neue Stimmen« der Bertelsmann-Stiftung gewann.
Schon bald bewies Fagioli sein ungewöhnliches Talent mit einer Reihe von wichtigen Operndebüts: 2005 sang er mit großem Erfolg die Titelpartie in Händels Giulio Cesare am Opernhaus Zürich. Er hat diese Rolle seither in Produktionen in der ganzen Welt verkörpert. 2007 trat er unter Riccardo Muti erstmals bei den Salzburger Pfingstfestspielen auf, sein USA-Debüt gab er 2010 mit einer triumphalen Interpretation der Titelrolle von Cavallis Giasone am Chicago Opera Theater. Fagiolis Vielseitigkeit und Virtuosität kamen 2012 erneut zur Geltung bei seinem Debüt bei den Salzburger Sommerfestspielen, wo er in der schwierigen Rolle des Andronico in Händels Tamerlano die üppigen tieferen Register seiner Stimme zeigte.
Während der letzten Jahre gab er sein Debüt am Royal Opera House, Covent Garden als Idamante in Idomeneo (November 2014), bei den Festspielen in Aix-en-Provence als Piacere in Il trionfo del tempo e del disinganno (2016), an der Pariser Opéra und der Nationale Opera in Amsterdam in der Titelrolle von Cavallis rekonstruierter Oper Eliogabalo (September 2016) und an der Mailänder Scala in der ersten Produktion von Tamerlano an diesem Haus überhaupt (September 2017). Im September 2018 trat er als Ruggiero in Alcina erstmals an der Hamburgischen Staatsoper auf, im Juli 2019 gab er als Nerone in Agrippina sein Debüt an der Bayerischen Staatsoper.
Er ist jetzt regelmäßig an den großen internationalen Opernhäusern und bei bedeutenden Festivals zu hören. Zu seinen Rollen gehören Händels Serse, Ariodante, Riccardo Primo, Poro, Teseo und Bertarido (Rodelinda), Mozarts Sesto (La clemenza di Tito) und Cecilio (Lucio Silla) sowie Vincis Arbace (Artaserse), Rossinis Arsace (Aureliano in Palmira), Pergolesis Farnaspe (Adriano in Siria) und Zingarellis Romeo (Giulietta e Romeo).
In den letzten Jahren hat Fagioli bei einer Reihe von Opern-Gesamtaufnahmen mitgewirkt, so bei Artaserse; den Welt-Ersteinspielungen von Caldaras La concordia de’ pianeti (als Apollo) für Archiv Produktion sowie Hasses Siroe (als Medarse) und Vincis Catone in Utica (als Cesare) für Decca; und Adriano in Siria (als Farnaspe) ebenfalls für Decca.
Am Beginn von Franco Fagiolis Partnerschaft mit Deutsche Grammophon stand im September 2015 die Veröffentlichung von Glucks Orfeo ed Euridice, im September 2016 folgte seine erste Soloaufnahme für DG, ein Album mit Rossini-Arien, das in Zusammenarbeit mit Armonia Atenea und George Petrou entstand. Beide Alben erhielten allgemeinen Beifall der Kritik. Sein zweites Soloalbum, ein Programm von Händelarien, das mit Il Pomo d’Oro und Zefira Valova aufgenommen wurde, erschien im Januar 2018. ClassicsToday zog das Fazit: »[Dies sind] 80 Minuten große Oper und alles, was dieser Begriff umfasst, mit tief empfundenen langsamen Arien, die Schmerz und Liebe ausdrücken und mit weichem, rundem Ton und bruchlosem Legato gesungen werden, und stürmischen, schnellen Arien mit ihren Themen von Rache oder Wut, herausgeschleudert mit scharfen Konsonanten.«
Fagioli betrat sodann Neuland, als er als erster Countertenor die Titelrolle in Händels Serse aufnahm. Die im November 2018 veröffentlichte Einspielung fand bei den Kritikern ebenfalls ein begeistertes Echo. Gramophone rühmte seine »grandiose Verkörperung des liebeskranken, launischen Königs« und fügte hinzu, dass er »zu Recht diese neue Gesamtaufnahme dominiert«. Die Zeitschrift Limelight hob hervor, wie es dem »ausgezeichneten Countertenor Franco Fagioli … gelingt, mit seiner wohlklingenden, unendlich flexiblen Stimme Serses Würde ebenso wie seine Lächerlichkeit darzustellen«.
Das neueste Soloalbum des Sängers, Leonardo Vinci – Veni, Vidi, Vinci, erscheint am 8. Mai 2020. Fagiolis Partner sind wiederum Il Pomo d’Oro und Zefira Valova, und er hat ein Programm mit Arien von einem der Meister der neapolitanischen Oper zusammengestellt. Darunter sind nicht weniger als sieben Welt-Ersteinspielungen aus Opern wie Il trionfo di Camilla, Gismondo re di Polonia und Medo.
Zu den Höhepunkten der Saison 2018/19 zählten konzertante Aufführungen von Serse in Ljubljana, Wien, Paris, London, Lissabon, Toulouse und Essen sowie eine Bühnenproduktion der Oper bei den Händel-Festspielen Karlsruhe; Händel-Recitals mit dem Venice Baroque Orchestra in Japan; Recitals in Frankreich und Großbritannien mit Musik von Händel und Vinci, begleitet von Il Pomo d’Oro; Aufführungen von Pergolesis Stabat Mater mit Cecilia Bartoli und Cappella Gabetta in der Schweiz und bei den Salzburger Pfingstfestspielen; konzertante Aufführungen von Händels Agrippina in Luxemburg, Madrid, Barcelona, Paris und Lissabon; und eine Bühnenproduktion dieser Oper bei seinem Debüt an der Bayerischen Staatsoper.
Fagioli begann die Saison 2019/20 mit weiteren Aufführungen von Agrippina, diesmal am Royal Opera House, Covent Garden, bevor er die Titelrolle von Rossinis Sigismondo beim Festival Opera Rara in Krakau verkörperte (Januar 2020). Geplant ist sein Debüt an der San Francisco Opera als Arsace in Händels Partenope.
Seine Aufführungen und Aufnahmen wurden mit vielen Preisen und Auszeichnungen bedacht. 2010 kürte ihn die italienische Zeitschrift L’Opera zum »Sänger des Jahres«, und im Jahr darauf erhielt er als erster Countertenor in 30 Jahren die höchste musikalische Auszeichnung Italiens, den Premio Abbiati. Im Mai 2018 wählte ihn die Vereinigung argentinischer Musikkritiker zum »Argentinischen Sänger des Jahres« (2017). Einen Monat später wurde Handel Arias mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie »Klassisches Lied und Vokalrecital« ausgezeichnet.
3/2020