Emily D’Angelo | Biografie

Biografie

Emily D’Angelo ist eine Künstlerin, die mit Konventionen bricht und Grenzen überschreitet. Mit ihrer starken Bühnenpräsenz, ihrer stimmlichen Souveränität und ihrer Ausdruckskunst hat die Sängerin in den letzten Jahren die Opern- und Konzertwelt im Sturm erobert. Ihr Repertoire reicht von Monteverdi bis zum Minimalismus, und ihr Engagement für die Werke zeitgenössischer Komponisten ist hoch geschätzt. So war es keine Überraschung, dass sie bei ihrem ersten Recital in den USA, das sie im September 2022 in der New Yorker Park Avenue Armory mit Musik vom 19. bis zum 21. Jahrhundert gab, die Kritiker begeisterte – die New York Times beispielsweise rühmte ihren »wunderbaren, kraftvollen« Gesang und bezeichnete sie als »eine der weltbesten jungen Sängerinnen«.
D’Angelo unterzeichnete im Mai 2021 einen Exklusivvertrag mit Deutsche Grammophon, ihr Debütalbum, enargeia, erschien im Oktober 2021. Die Aufnahme bot Werke von Hildegard von Bingen in neuen Arrangements der führenden amerikanischen Komponistinnen Missy Mazzoli und Sarah Kirkland Snider sowie Originalwerke von Mazzoli und Snider und zwei Stücke von Hildur Guðnadóttir. Neben anderen Auszeichnungen wurde enargeia bei den kanadischen Juno Awards 2022 zum klassischen Album des Jahres (Solokünstler) gewählt und erhielt bei den Gramophone Awards später im selben Jahr den Preis als bestes Konzeptalbum (»ihr Mezzo hat einen unglaublichen Umfang, Intensität und Kraft in den tieferen Lagen, kristallene Klarheit in der Höhe, mit ansprechender Eindringlichkeit, Sicherheit und Ausgewogenheit«).
freezing heißt Emily D’Angelos zweites Soloalbum für Deutsche Grammophon, auf dem 17 Lieder aus den Genres Folk, Kunstlied und anderen zu hören sind, es wurde im August 2024 digital veröffentlicht. Gemeinsam mit den Instrumentalisten Sophia Muñoz, Bruno Helstroffer und Jonas Niederstadt bietet D’Angelo eine Anthologie, die Lieder von John Dowland und Henry Purcell umfasst und sich über Musik von Rebecca Clarke, Zoltán Kodály und W. C. Handy bis zu neueren Werken von Philip Glass, Randy Newman, Jeanine Tesori, Cecilia Livingston, »Adrian Ira« Kramer sowie der US-Band Ween erstreckt.
Einen Großteil ihrer Saison 2022/23 widmete Emily D’Angelo den Opern von Händel. Sie gab ihre Rollendebüts als Ruggiero (Alcina) am Covent Garden, Ariodante an der Pariser Opéra und Juno (Semele) an der Bayerischen Staatsoper. Darüber hinaus sang sie Stücke aus Ariodante bei ihrem erfolgreichen Debüt in der Wigmore Hall in London (mit The English Concert und Harry Bicket). »Beeindruckend waren nicht nur die scheinbar mühelosen Koloraturen oder das volle Timbre ihrer Stimme, sondern vor allem die emotionale Identifikation mit Ariodante im tiefen Leid und der erdrückenden Bitterkeit von ›Scherza infida‹ und der aufkeimenden Hoffnung in ›Dopo notte, atra e funesta‹« (The Times). Von ganz anderer Art war die ebenso erfolgreiche Darbietung bei der Berliner Modewoche, wo sie mit der Designerin und Künstlerin Esther Perbandt in der immersiven Mixed Reality-Präsentation Astro Noir Lab zusammenarbeitete und Material aus enargeia präsentierte.
Zu den Höhepunkten ihrer Opernarbeit in der Spielzeit 2023/24 zählten die Rolle der Jess, einer Drohnenpilotin und ehemaligen Kampfpilotin, in der Uraufführung von Jeanine Tesoris neuer Oper Grounded im Kennedy Center in Washington DC; Sesto in Giulio Cesare an der Pariser Opéra; Cherubino an der Berliner Staatsoper; Idamante an der Bayerischen Staatsoper; und Dorabella bei ihrem Hausdebüt an der Wiener Staatsoper. Auf dem Konzertpodium gab sie unter anderem ihr erstes Solorecital in der Carnegie Hall, sang Bergs Sieben frühe Lieder und eine enargeia-Suite (arrangiert für Gesangsstimme und Orchester von Jarkko Riihimäki) als Spotlight Artist des Toronto Symphony Orchestra und bot erstmals Alma Mahlers Sieben Lieder (orchestriert von David und Colin Matthews) mit dem Orquesta Nacional de España und Anja Bihlmaier im Madrider Auditorio Nacional dar.
In der Rolle der Jess in Grounded ist sie Star der Eröffnungsproduktion der Saison 2024/25 an der Metropolitan Opera in New York (September/Oktober 2024). Sie gehört zu den Solisten in Beethovens Neunter Symphonie in der Carnegie Hall (ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten von Kindern und Jugendlichen in der Ukraine, 23. Oktober) und im Konzerthaus Berlin (30. und 31. Dezember). Darüber hinaus wirkt D’Angelo bei einem Adventskonzert in der Dresdner Frauenkirche mit (30. November) und singt in Händels Messiah in Montreal mit dem Orchestre Métropolitain und Yannick Nézet-Séguin (9. und 11. Dezember). Im neuen Jahr steht zunächst ihr Rollendebüt als Octavian in Der Rosenkavalier an der Berliner Staatsoper an (Januar/Februar 2025), es folgen Idamante in Berlin (Februar/März) sowie Donna Elvira und Dorabella an der Wiener Staatsoper (März/April).
Emily D’Angelo wurde 1994 in Toronto als Kind einer musikalischen Familie geboren. Bereits sehr früh wurde sie von ihren Eltern und ihrer Großmutter, die selbst eine Pianistin war, zum Singen inspiriert und im Toronto Children’s Chorus musikalisch gefördert. Während der Schulzeit nahm sie Cellounterricht, absolvierte später einen Bachelor in Musik an der University of Toronto und wurde danach ins Ensemble Studio der Canadian Opera Company aufgenommen. Im Sommer 2014 und 2015 setzte sie ihre Ausbildung am Ravinia’s Steans Institute fort, um ihre Fähigkeiten als Recital- und Konzertsängerin weiter zu perfektionieren.
Sie wurde 2017 Mitglied des Lindemann Young Artists Development Program der Metropolitan Opera und gab 2018 ihr Hausdebüt an der Met. Im selben Jahr gelang ihr der entscheidende internationale Durchbruch, als sie alle vier Hauptpreise des internationalen Gesangswettbewerbs Operalia gewann, ein Novum in dessen 26-jähriger Geschichte. 2019 erhielt D’Angelo als erste Sängerin überhaupt den prestigeträchtigen Leonard Bernstein Award des Schleswig-Holstein Musik Festivals und sie wurde vom New Yorker Lincoln Center zu einem seiner Emerging Artists 2020 gewählt.
9/2024