Als der hannoversche Gitarrist Frank Bornemann 1969 ELOY gründete, benannte er die Band nach einem Volk aus dem Roman “Die Zeitmaschine” von H. G. Wells. Eigene Kompositionen sollten gespielt werden, ein ziemlich selbstbewusster Gedanke zu dieser Zeit in Deutschland. Nach einigen Line-up-Wechseln fand sich eine erste Formation, die diesen Weg mitgehen wollte. Mit dabei waren fortan der Sänger und Pianist Erich Schriever und der Gitarrist Manfred Wieczorke. Wolfgang Stöcker am Bass und Helmut Draht am Schlagzeug sorgten für das rhythmische Fundament. Die Gruppe gewann einen regionalen Bandwettbewerb und bekam damit die Chance, erste Studioaufnahmen zu machen. Das Resultat war dann 1970 die erste gemeinsame Single mit den Titeln “Walk Alone” und “Daybreak”.
Bei Philips bekam ELOY 1971 einen ersten Plattenvertrag und nahm in Hamburg mit dem Toningenieur Conny Plank (damals auch u. a. “Kraftwerk”, “Scorpions”, “Jane”) das erste Album auf. Die teilweise sozialkritischen Texte spiegelten sich in dem kultigen Mülltonnen-Klappcover wider. Frank Bornemann, zum Erstlingswerk 2008: “Trotz oft polarisierender Positionen bezüglich der künstlerischen Linie gelang es uns dennoch, ein Album auf die Beine zu stellen, welches den Zeitgeist dieser Epoche (…) treffend abbildet.”
Nach einigen Umbesetzungen in der Band, wurde schließlich das zweite Album “Inside” aufgenommen und 1973 auf dem renommierten Label “Harvest” (u. a. “Pink Floyd”, “Deep Purple”) des Majors EMI veröffentlicht. Diese Richtungsänderung erwies sich als erfolgreich, nun war ein klares musikalisches Profil zu erkennen. Der typische ELOY-Sound, eine Synthese aus sphärischen Klängen, pulsierenden Rhythmen, kraftvollen Gitarren und komplexen konzertanten Arrangements war geboren und machte sich auf den Weg, eine ständig wachsende Fangemeinde zu begeistern.
“Power And The Passion” ist das erste Konzeptalbum von ELOY. Bei dem 75er-Album kamen neue Synthesizer zum Einsatz, die in Musik umgesetzte Story erlaubte der Band einen großen musikalischen Spannungsbogen, dem mit dem zweiten Gitarristen Detlef Schwaar noch zusätzliche Akzente verliehen wurden.
Die Suche nach neuen Musikern verlief in kurzer Zeit erfolgreich: Als erstes tat sich Frank mit dem hannoverschen Gitarristen Detlev Schmidtchen zusammen. Detlev wechselte, wie zuvor Manfred Wieczorke, das Instrument und bediente für ELOY die Keyboards. Mit Klaus-Peter Matziol und Jürgen Rosenthal kam ein sehr kreatives neues Rhythmusgespann in die Band, welches den Sound bereicherte. Die Musik wurde noch orchestraler, strukturell facettenreicher und atmosphärischer – Jürgen Rosenthals Texte gingen stark ins Mysthische und verstärkten die Stimmung der Musik. Das neue Quartett schrieb bei den Proben das Material für ein erstes gemeinsames Album, “Dawn”. Anschließend wurden bei den Aufnahmen in Köln durch ein Streicher-Arrangement noch Orchesterelemente hinzugefügt. Das gab der Musik eine unverwechselbare Note, etwas Besonderes. 1976 kam das Album dann in die Läden und wurde auf Anhieb der bis dahin größte Erfolg von ELOY. Mit zwei anschließenden Tourneen erarbeitete sich die Band eine immer größer werdende Fangemeinde.
Somit war der Boden für den großen Wurf bereitet – und dieser folgte dann 1977 mit dem Album “Ocean”, dem bis heute meistverkauften Album von ELOY. Ein Album, welches den Zeitgeist mit seiner Synthese aus atmosphärischer Elektronik, orchestral geprägten Rockstrukturen, sowie seiner esotherischen Lyric perfekt traf und der Band den Durchbruch an die Spitze des sogenannten Progressive-Rock brachte. Der eröffnende Song “Poseidon’s Creation”, wurde sogar als Filmmusik für einen Tatort mit Hansjörg Felmy verwendet und das sensationelle, aufklappbare Albumcover mit dem surrealen Painting von Wojtek Siudmak wurde zahlreich prämiert. “Ocean” wurde zum “Kultalbum”, entwickelte sich zum Dauerseller und erwies sich letztendlich als das bis heute meist verkaufte Progressive-Rock-Album einer deutschen Band. 1995 wurde dafür schließlich eine “Goldene” von der Recordcompany EMI überreicht – 25 Jahre nach der Veröffentlichung war allein in Deutschland die Zahl von 250.000 verkauften Alben erreicht. ELOY stand 1977 oben in den deutschen Charts, teilweise vor den britischen Kollegen von “Genesis” und “Pink Floyd”. Die anschließende Tournee wurde aufwändig mit Lasershow inszeniert, die Besucherströme wuchsen. Die Livepräsentation wurde ein Triumphzug, bei der Aufnahmen mitgeschnitten wurden, die 1978 als Doppelalbum “Live” auf den Markt kamen. Die Fans waren begeistert, die Kritik in vielen deutschen Medien, insbesondere in den einschlägigen Magazinen der Musikpresse, hingegen erschreckend ablehnend, teilweise sogar verunglimpfend und fast aggressiv feindselig. Niemals polarisierte eine Band so stark und spaltete derart krass die Position des Publikums und der Musikjournaille, wie ELOY nach dem “Ocean”-Album.
Zum Komponieren neuer Songs zogen sich die Musiker an die französische Atlantikküste zurück. Unter Zeitdruck wurden kurz darauf die Aufnahmen zu “Silent Cries And Mighty Echoes” in Köln abgeschlossen. Musikalisch konnte die Band “ihren” Sound umsetzen, aber die Konflikte unter den Musikern verringerten sich nicht. Zu den Streitpunkten gehörte auch der Bau eines eigenen Tonstudios in Hannover. Zu den letzten Konzerten der Tournee zum Album in Frankreich nahm die Band, erstmals seit “Power And The Passion”, mit Hannes Arkona wieder einen zweiten Gitarristen mit auf Tour. Diesen wollte Frank gern als festes Mitglied in die Band aufnehmen, um das musikalische und instrumentale Spektrum zu erweitern. Hannes erlebte aber leider nur das Ende dieser sehr erfolgreichen Ära der Band, Detlev Schmidtchen und Jürgen Rosenthal verließen kurz darauf ELOY.
In den weiteren Jahrzehnten folgten viele neue großartige Alben wie “Planets” und “Time To Turn”, einige Bandmitgliederwechsel und neue musikalische Orientierungen.
Leider zerbrach die Band jedoch 1984 – auch wenn sie nie offiziell aufgelöst wurde, sondern wie Frank Bornemann selbst in einem 2003 veröffentlichten Interview sagte “auf Eis gelegt, wahrscheinlich aufs ewige Eis” war.
Lange Zeit war es dann Still um ELOY. Nach der Auflösung rechnete auch niemand mehr mit einem Lebenszeichen. Doch der kreative Funke war nicht erloschen. Gemeinsam mit dem Keyboarder Michael Gerlach aus Berlin schrieb Frank erste Songs für ein neues Album. “Ra” kam 1988 auf den Markt und kam zur Überraschung aller Beteiligten in die deutschen Charts. Nach den schmerzlichen Erfahrungen mit der letzten Formation beließ Frank es vorerst bei einem Duo, bei den Aufnahmen unterstützt durch diverse Gastmusiker.
Erst 1992 gab es dann ein weiteres Lebenszeichen: “Destination” wurde veröffentlicht. Die Keyboards treten bei dieser Produktion in den Hintergrund, die Arrangements sind sehr gitarrenlastig. So wird, gewollt oder ungewollt, die erfolgreiche, aber nicht unbedingt ELOY-Musik konforme künstlerische Ausrichtung von Franks renommierter Hard’n’Heavy Produktionsschmiede Horus-Sound-Studios reflektiert. “Jeder Schritt, den wir Menschen tun, ist von unserem persönlichen Schicksal abhängig, dem wir nicht entrinnen können.” Laut Frank ist das die Kernaussage des Albums.
Es folgte schließlich der 25. Geburtstag der Band und mit einem ehrgeizigen “Chronicles”-Projekt, sowie anschließende neue Alben wie “The Tides Return Forever” und “Ocean 2”.
Nun steht bereits das 50. Jubiläum vor der Tür und auch jetzt erscheint wieder es eine ultimative Fan-Box: “The Classic Years Trilogy” mit den Alben “Dawn”, “Ocean” und “Silent Cries and Mighty Echoes”. Remastered von Eroc und als 3LP + 3CD Version in einem einzigartigen Schuber erhältlich.
Die Box ist streng limitiert und nummeriert (NUR 2.000 Stück) und enthält neben Statements der Originalmusiker auch zahlreiche Fotos der Band.