In Stanislaw Lems Robotermärchen, in denen machthungrige Rechenmaschinen, religiöse Roboter und Astralpiraten ihr Unwesen treiben, “verschlingen sich zwei Sprachen akrobatisch, die archaische des Märchenerzählers mit dem Fremdwörterkauderwelsch einer (erfundenen) Spezialterminologie.” Dietmar Polaczek
In Märchen gibt es Könige und Prinzessinnen, und am Ende küsst der Prinz die Prinzessin. Science Fiction-Literatur hingegen behandelt computergesteuertes Leben und technische Utopien. So einfach könnte es sein, gäbe es da nicht einen Stanislaw Lem, der unsere literarischen Schubladen kurzerhand umdreht, ausleert und die Inhalte auf das Vergnüglichste verbindet. Gar wundersame Gestalten, Nichtlinge und Vielinger, Kyberkurfürsten und metallene Prinzessinnen bevölkern seine Kunstmärchen “Zifferoticon” und “König Globares und die Weisen”. Dabei ist Lem (geb. 1921) ursprünglich nur deswegen bei der Phantastischen Literatur gelandet, weil sie ihm erlaubte, der ideologischen Zensur seiner Heimat ein Stück weit zu entkommen. Und so interessiert ihn auch weniger die technische und funktionale Weiterentwicklung als vielmehr die Veränderung des Menschen durch diese moderne Technik. Lange vor dem inflationären Gebrauch des Begriffs Biotechnologie befasste sich Lem mit künstlicher Intelligenz und künstlicher Umwelt, wobei das Mögliche und Machbare nicht nur Verheißung, sondern gleichsam auch einen Fluch zu bergen scheint.
Lems utopische Romane (“Solaris”, “Eden”, “Sterntagebücher” u.a.) sind mittlerweile in 36 Sprachen übersetzt und erreichen Millionenauflagen.