“Eine erstaunliche Stimme: kaum sinnlicher Schmelz (der so rasch langweilen kann), dunkel, bisweilen hart, volltönend, suggestiv – das Organ der Tragödinnen alten Stils, doch in eine andere Zucht genommen.” Christian FerberWer ist die Schauspielerin, deren Stimme dieses Lob gesungen wird? Maria Beckers (geb. 1920) Wirken fällt in eine Zeit, in der das schauspielerische Selbstverständnis und die Aufgaben großer Tragödinnen sich verändern, in der ein “zeitenbedingtes Bedürfnis nach Sachlichkeit und Unterkühlung” das Geschäft mit dem großen Pathos in Verruf geraten lässt. Die Zeit schreit nach anderen Formen der Bühnendarstellung, denn das Pathos beherrscht schon die politische Bühne. Befragt man sie zum Unterschied zwischen damaligen und heutigen Inszenierungen, so wirft sie die Sinnfrage in den Ring. Wo man damals versucht habe, den Sinn eines Stückes herauszuarbeiten, machten heutige Theatermacher mit Klassikern oft Dinge, “die mit den Stücken eigentlich, in dem, was sie darstellen oder was sie sind, überhaupt nichts mehr zu tun haben.” Auf dieser Aufnahme darf Maria Becker es ganz auf ihre Art und Weise tun.