Was kann zwei so unterschiedlichen Frauen wie Christa Wolf und Gabriele Wohmann auf einem Tonträger vereinen? Sind es die unverkennbar autobiographischen Momente, ist es die unglaubliche Produktivität oder der Wille zur Auseinandersetzung trotz unterschiedlichster Thematik?
Christa Wolf (geb. 1929), ebenso angesehene wie wegen ihres politischen Engagements umstrittene Schriftstellerin – Mitglied des ZK der SED und kurzzeitige Verpflichtung als IM einerseits, Protest gegen die Biermann-Ausbürgerung andererseits – findet ihren literarischen Nährboden in der DDR ebenso wie auch im wiedervereinigten Deutschland. “Der geteilte Himmel” (1963) und “Nachdenken über Christa T”. (1968) begründen ihren Ruhm im zunächst noch geteilten Deutschland; später folgen u.a. “Kindheitsmuster”, “Medea”, “Kassandra”, bis hin zum programmatischen Titel “Was bleibt” im Jahr 2002. Christa Wolfs Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, sie ist eine der bekanntesten deutschen Autorinnen.
Gabriele Wohmann (geb.1932), Pfarrerstochter aus, Autorin von unzähligen Romanen, Hörspielen, Fernsehstücken und Gedichten, liefert in ihrem 1976 erschienenen Roman “Ausflug mit der Mutter” das psychologische Protokoll einer Mutter-Tochter-Beziehung nach dem Tod des Vaters. Wo Wohmann behutsam mit der persönlichen Situation des familiären Abschiednehmens ringt, protokolliert Wolf in ihrer Erzählung “Blickwechsel”- 25 Jahre nach Kriegsende – Episoden aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Erzählt von den Tagen der Flucht und von Tieffliegerangriffen. Macht den Blickwechsel sichtbar, der stattfindet, wenn Freund- und Feinbilder die Rollen tauschen und die Begegnung mit einem KZ-Häftling die Frage auslöst: “Wo habt ihr bloß all die Jahre gelebt?”