Die gut zwanzigjährige Karriere des DJs, Produzenten und Sampling-Pioniers DJ Shadow strotzt nur so vor Highlights. Eigentlich unmöglich, dass der Kalifornier nun die besten Tracks aus 4 Studioalben (und unzähligen Live-, Remix- und Kollabo-Alben, Mixtapes, EPs und Singles) auf nur eine einzige Best-Of bringt. Aber genau das tut Josh Davis alias DJ Shadow – für ihn ist nichts unmöglich.
16 Jahre nachdem er mit seinem Debütalbum “Endtroducing“ ins Guinness-Buch der Rekorde einzog und die Welt des Hip Hops für immer veränderte, erscheint bei Island-Records sein erstes Karriere-umspannendes Best-Of-Album “Reconstructed: The Best of DJ Shadow“ als Einzel-CD, Deluxe Edition und auf Doppel-Vinyl. Vom Anfang auf dem Londoner Mo´Wax-Label bis hin zum aktuellen Studioalbum “The Less You Know, The Better“ führt DJ Shadow dort durch alle Phasen und Facetten seines vielfältigen Outputs.
Auch eingefleischte Shadow-Fans kommen bei “Reconstructed“ auf ihre Kosten, denn die Kopplung enthält zwei brandneue Tracks: erstens das kleine Rock-Pop-Meisterwerk “Listen“ mit dem epochalen britischen Rock-Sänger und -Altmeister Terry Reid. Auf dem zweiten neuen Track der Sammlung: “Won´t You Be“ erleben wir Shadow in ähnlicher Hochform, diesmal irgendwo zwischen Cafe del Mar und dem sexy Soul der frühen 1970er.
Weise steuert DJ Shadow auf “Reconstructed“ an allzu vielen Beiträgen aus “Endtroducing“ vorbei. Drei Tracks des Albums, das die Sample-Kultur definierte, müssen reichen, damit noch Platz ist für den Einfallsreichtum (und die Radio-affine Ader) seiner anderen Alben: etwa “Blood On The Motorway“ (mit seinem Patti Smith-Sample) aus dem Zweitling “The Private Press“. “This Time (I´m Gonna Try It My Way)“ aus dem 2006er-Oeuvre “The Outsider“ ist eine seiner besten Singles überhaupt. Dylan´esquen Folk gibt es auf “I´ve Been Trying“ vom aktuellen Album “The Less You Know, The Better“ (2011).
Die dunklere Seite des frühen DJ Shadows rekonstruiert seine erste richtige Best-Of-Kopplung natürlich auch. Etwa mit “Dark Days“ aus dem Soundtrack einer New Yorker U-Bahn-Doku von 2000. Aus der 1998 veröffentlichten Rarities-Collection “Pre-Emptive Strike“ stammt das cinematische “High Noon“. “Lonely Soul“ mit Richard Ashcroft von The Verve und “Rabbit in Your Headlines“ mit Thom Yorke von Radiohead sind die besten Tracks auf “Psyence Fiction“, das Album nahm Shadow als Teil des britischen Musik-Projekts U.N.K.L.E auf.
DJ Shadow ist eine Schlüsselfigur der DJ-Kultur. In den Fußstapfen von Eric B. und Lee “Scratch“ Perry, als Vorreiter von St. Germain und Thievery Corporation hat der 40jährige Musiker aus San José, Kalifornien die Kunstform namens Hip Hop zu neuen Ufern geführt, neue Maßstäbe im Trip Hop, Ambient Breakbeat und Turntablismus gesetzt. Mit “Reconstructed“ gibt DJ Shadow zum ersten Mal dem größeren Publikum eine Eintrittskarte in sein Universum.