Dass die Orsons eine Band sind, die mühelos Hallen füllt, war eigentlich zu erwarten. Wer Songs mit den Titeln “Wodka Apfel Z”, “Das Klo” oder “Kim Kwang Seok” schreibt, muss leicht einen an der Waffel haben und ordentlich für Entertainment sorgen. Somit war im Grunde klar, dass das Berliner Huxleys schon vor dem Konzerttag ausverkauft sein würde. Kein Grund, es nicht doch zu versuchen: Vor der Location in Neukölln finden sich am Abend des Gigs zahlreiche Ticketlose mit dem Ziel, doch noch eine Karte zu ergattern, neben Teenie-Mädels, Hip Hop-Jünglingen und solchen, die mit Federschmuck versuchen, Orson Kaas zu imitieren.
Als Support-Act
Tristan Brusch - bekannt als Feature-Künstler auf dem Orsons-Hit “
Jetzt” – die Bühne räumt, hat sich die Halle komplett gefüllt. Die Menge rastet schon aus, als der bandeigene DJ nur sein Podest betritt. Mit den ersten Klängen von “
What’s goes” ist klar: Die Party hat begonnen. That goes!
Springende Füße, ein Circle Pit und Kaas hoch vier
“Hallo Berlinchen!” ruft Orson Bartek nach den ersten beiden Songs ins Publikum. Was zurückkommt, ist tosender Applaus, Gekreische und halbvolle Bierbecher. “Ihr seid die Geilheit!” bestätigt er das Menschenmeer zu seinen Füßen. Vorerst zeigen sich die vier Orsons in gewohnter Erscheinung: Tua ganz in Schwarz, Kaas mit Hippie-Hose, Federhut und rotem Pulli, Bartek im lässigen Sweater und Maeckes stilvoll mit dunklem Hemd – das Outfit ändert sich allerdings schon bei “Sunrise 5.55”, einem Popsong aus der Feder von Kaas: Plötzlich tanzen nämlich vier kleine Kaases über die Bühne .
Ohne große Pausen springen die vier Schwaben von Song zu Song, größtenteils solche aus dem aktuellen Album “
What’s goes”. Aber auch die älteren Hits wie “
Rosa, Blau, Grün” aus dem Vorgängeralbum “
Das Chaos und die Ordnung” werden performt. Sie spielen vor allem mit ihrem liebsten Stilmittel, den Vocal-Samples, fordern sogar zum
Circle Pit auf und lassen es sich nicht nehmen, auch jeweils einen ihrer Solo-Tracks zum Besten zu geben.
“Ich will, dass alle Ärsche wackeln bis die Rippen brechen, yiah”
Nach 19(!) Songs und gefühlten zehn “Geilheit!”-Rufen Barteks verlassen die Vier samt Vocalistin, Schlagzeuger, DJ und Gitarrist Tristan kurz die Bühne, um dann für ganze sechs Zugaben wieder zu kommen. Dabei werden noch mal alle fehlenden Hits rausgehauen und das letzte aus der Schweiß treibenden Menge rausgeholt. “…oder haben wir was vergessen?”, fragt Bartek, als die “Kiiischte”-Rufe der Fans immer lauter werden. Schließlich feuern sie mit der aktuellen Single “
Schwung in die Kiste” und dem Scooter-Sample “
Das Öl” die letzten Party-Raketen für diesen Abend ab und beenden das Feuerwerk an Songs nach knapp zwei Stunden.
Die Orsons sind zwar keine Backstreet Boys, aber ein paar Boyband-Attitüden legen sie schon an den Tag. Das mag vor allem an den stark durchgeplanten Performances liegen, die wenig Raum für Improvisation lassen. Das muss einen aber nicht groß stören, denn letztlich zählt eigentlich nur eins: Die Halle hat gebebt und die Hütte wurde abgerissen. “Des isch halt so” würde Tua jetzt sagen. Die Orsons sind, wie sie sind: Jeder für sich einzigartig. Wer ihre Songs mit Humor nimmt, hat den größten Spaß seines Lebens. Und des isch auch gut so.