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DAS SCHLAGZEUG mit Peter Sadlo

Der kleine Hörsaal
30.11.2008
Trommeln kann jeder. Das ist richtig und falsch zugleich. Zum einen erfordert es erst einmal wenig Aufwand, sich einen Schläger in die Hand zu nehmen und auf einen beliebigen Resonanzkörper zu schlagen. Damit daraus aber mehr als nur wild euphorisches Geklopfe wird, müssen Perkussionisten und Schlagzeuger häufig strukturierende Multitalente sein. So macht Peter Sadlo schnell und mit fränkischem Charme klar, dass der Mann an den verschiedenen Trommeln im Orchester das eigentliche Zentrum des musikalischen Geschehens bildet. Sitzt sein Schlag an der falschen Stelle, kommt der ganze Apparat aus dem Rhythmus, fehlt ihm der nötige Groove wirkt auch die schönste Komposition öde und flau. Die Kinder der Reihe “Der kleine Hörsaal” jedenfalls sind flink dabei, dem Meisterdrummer der deutschen Musikszene in die Welt der Pauken und Snare Drums, Radkappen und Xylofone zu folgen.
Trommeln gehört zu den ältesten Formen menschlicher Musik. Noch bevor die Urzeitvölker Löcher in ausgehöhlte Knochen bohrten, um darauf zu flöten, nahmen sie Schlägel zur Hand, um auf allerlei zu trommeln (nicht umsonst leitet sich das Wort “Schlägel” ursprünglich nicht von “Schlag”, wie es die Rechtschreibreform irrtümlich nahe legt, sondern vom “Schlegel” ab, der zumeist kräftigen Hinterkeule von Schlachttieren). Rhythmus gehört zum Alltag jedes Menschen, durch den Herzschlag, der das Leben erst ermöglicht, bis hin zu den verschiedensten Formen der Gliederung, die durch gleichmäßiges Einteilen von Zeit entstehen. Und er hat etwas sehr Natürliches, weil er, wie bei Peter Sadlo, manchmal aus Menschen einfach heraus will. Da geht ein Schmunzeln durch die Kinderriege, wenn der Meisterschlagzeuger erzählt, wie er als kleiner Junge Mutters Töpfe traktierte oder mit einer geschenkten Basstrommel so lange lärmend durch sein Viertel spazierte, bis man ihn in den ortsansässigen Spielmannszug empfahl. So oder so, trommeln ist ein intensives und originäres Erlebnis und Sadlo macht sich daher schnell daran, mit den Kindern des “Kleinen Hörsaals”, der erfolgreichen musikalischen Wissensreihe des Deutschen Grammophon, gemeinsam die Geheimnisse der Schlaginstrumente zu erkunden. Dabei wird eines schnell klar: Trommeln ist tatsächlich eine Kunst. Wer jemals wie Freddy, Carl, Leon, Milan, Nicola, Lena und Adam versucht hat, aus dem Stand einen Mambo zu spielen, wird verstanden haben, wie kompliziert, aber auch wie reizvoll es sein kann, mit dem Schlagzeug zu arbeiten. Peter Sadlo jedenfalls, durch seine Tätigkeit bei den Münchner Philharmonikern und als Solist ein international anerkannter Schlagwerker und langjähriger Kollege vieler zeitgenössischer Komponisten, versteht es, mit spürbarer, hörbarer Begeisterung auch die vertrackteren Geschichten der Strukturdenker den neugierigen Kindern zu präsentieren. Dabei geht es um Rhythmus auf der einen, aber auch um Klang auf der anderen Seite, der sich von der Pauke bis zum Drumset und vom Marimbafon bis zum Topfdeckel in den verschiedensten Formen manifestiert. Dieser Klang ist eine Herausforderung sowohl für den ausführenden Musiker wie auch für die Komponisten, die die Vielfalt der Schlaginstrumente vor allem im 20 Jahrhundert entdeckt und eingesetzt haben. Daher gibt’s beim “Kleinen Hörsaal” nicht nur Fragen und Antworten sondern auch reichlich Musik zu hören, von Maurice Ravel bis Leonard Bernstein und Wolfgang Reifeneder bis Marc Glentworth. Eine Entdeckungsreise in die Herzkammer der Musik.

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