In einer vernaddelten Welt, in der Menschen Drogen nehmen müssen, um in ihrem Job zu funktionieren, sind Deichkind die Retter vor dem grossen Stumpf. Der Prostitution, die sich durch alle Schichten unserer Gesellschaft zieht, vom Politiker bis zur TV-Nutte und ihren Zuhältern, setzen die Hamburger Hymnen der Dysfunktion und des eigenen Versagens entgegen. Nichts bringt das deutlicher auf den Punkt als der Titel ihres vierten Albums, “Arbeit nervt!”. Genau! Das wollten wir doch auch gerade sagen, oder doch lieber nicht?
Aber es ist ein Teufelskreis: Weil Deichkind diesen dreckigen Job mit ganzen Herz erledigen und dabei jeden dunklen Winkel ihrer Unlust ausloten, funktioniert der Nachfolger ihres Befreiungsschlages “Aufstand Im Schlaraffenland” umso besser. Denn in ihrem gleichzeitig schlaffen wie hemmungslosen Hedonismus artikulieren sie zwar triebhafte aber auch ebenso elementare wie universelle Erkenntnisse. Man kennt das, man fühlt das. Und das ist mehr als man von 99 Prozent aller Popmusik erwarten darf.