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Daniil Trifonov veröffentlicht ein neues Album: My American Story – North

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© Dario Acosta
23.08.2024
»Einer der fesselndsten Pianisten unserer Zeit«
Bachtrack
Daniil Trifonov erkundet die Musik Amerikas
Der Pianist interpretiert Gershwins Concerto in F und die Weltersteinspielung des Klavierkonzerts von Mason Bates gemeinsam mit dem Philadelphia Orchestra
unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin
Außerdem ist er in Werken für Klavier solo von Adams, Cage, Copland, Corigliano
und anderen zu erleben
 »Ich möchte viele der verschiedenen Genres, Aspekte und Richtungen
der amerikanischen Musik vorstellen«
Daniil Trifonov
In seinem neuesten Projekt begibt sich Daniil Trifonov auf eine pianistische Reise quer durch Amerika. Der erste Part einer zweiteiligen Edition, My American Story – North, erscheint am 4. Oktober 2024 bei Deutsche Grammophon. Er ist dem Repertoire seiner zweiten Heimat gewidmet, den USA, wo der Pianist fast die Hälfte seines Lebens verbracht hat. Jazz, Swing, Neue Musik, Minimal Music und populäre Soundtracks stehen auf dem Programm, ein Jahrhundert amerikanischer Musik für Klavier solo sowie Klavier und Orchester. »Ich wollte keine Anthologie vorlegen«, sagt Trifonov, »sondern einfach Musik, mit der ich mich verbunden fühle, einige meiner Lieblingssstücke, die mich musikalisch ansprechen.« Zusammen mit dem Philadelphia Orchestra und dessen Musikdirektor Yannick Nézet-Séguin ist Trifonov in George Gershwins beliebtem Concerto in F zu hören sowie in der Weltersteinspielung des neuen Klavierkonzerts von Mason Bates, das eigens für ihn geschrieben wurde. Außerdem interpretiert er Solowerke von John Adams, John Cage, Aaron Copland, John Corigliano, Dave Grusin, Thomas Newman, Art Tatum und Bill Evans.
My American Story – North erscheint digital, auf 2 CDs und als 3-LP-Edition, die zusätzliche Fotos, ein längeres Lesestück, und zwei Bonustracks bietet. Einer davon, Trifonovs Transkription von »Secunda« aus dem Soundtrack des beliebten Videospiels The Elder Scrolls V: Skyrim, wurde bereits am 19. Juli als Single digital veröffentlicht. Am 23. August folgt, begleitet von einem Video, Trifonovs Transkription von Victor Youngs »When I Fall in Love« (in der Interpretation von Bill Evans), am 6. September »China Gates« von John Adams und am 20. September das Hauptthema aus Thomas Newmans Soundtrack zu American Beauty. Ein Video zum Finale von Gershwins Concerto in F kommt am 4. Oktober heraus, am selben Tag wie das Album.
Daniil Trifonov zog mit 17 Jahren in die USA, um bei Sergei Babayan am Cleveland Institute of Music zu studieren. Babayan bereitete ihn nicht nur auf den Internationalen Chopin-Wettbewerb 2010 und den Tschaikowsky-Wettbewerb 2011 vor, sondern führte ihn auch an andere Literatur, Filme und musikalische Genres heran, darunter der Jazz von Art Tatum. Den einstigen Schüler verbindet bis heute eine tiefe Freundschaft mit seinem Lehrer. Erst im Frühjahr dieses Jahres erschien ihr von der Kritik hochgelobtes Album Rachmaninoff For Two (»ein überzeugender Mix aus unerschöpflichem Pianismus, tiefem Wissen und visionärer Kühnheit« – Gramophone).
Herzstück von My American Story North sind zwei Werke für Klavier und Orchester, die beinahe 100 Jahre trennen. Gershwins Concerto in F von 1925 ist für Trifonov ein »Quell der Melodien« eines »großen Melodikers«. Der erste Anschlag des Klaviers und eine spätere Sequenz, die ihn an »die Schwarz-Weiß-Szenen einer Verfolgungsjagd durch das nächtliche Chicago« denken ließ, zogen ihn sofort in den Bann. Und niemand ist besser geeignet für die gemeinsame Interpretation dieser Musik voller Farben, Poesie, Elan und Ausgelassenheit als das Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin.
Mit ihnen gab Trifonov im Januar 2022 auch die Weltpremiere des Klavierkonzerts von Mason Bates. Die gefeierte Aufführung – »Atemberaubend. Umwerfend. Stupend« (Bachtrack), »das Konzert bot seinen historischen Vorgängern mit feurigem, unverstelltem Mut die Stirn (selbst Rachmaninow)« (Classical Voice North America) – ist hier zu hören.
In jedem Satz durchläuft die Komposition, die das Philadelphia Orchestra für den Pianisten mit in Auftrag gab, eine andere Klangwelt. »Der erste Satz«, sagt Trifonov, »ist eine geistreiche, verspielte Hommage an die Renaissance. Der zweite Satz, ein gefühlvoller Dialog zwischen Orchester und Pianist, verpflichtet sich der romantischen Tradition.« Der dritte, so Bates selbst über sein Werk, ist ein zugleich »jazziges und minimalistisches Finale, geprägt von launischem Humor und schrägen Grooves«.
Obwohl beide Konzerte voller Herausforderungen stecken, nennt Trifonov die Klaviervariationen von Copland, fragt man ihn nach dem anspruchsvollsten Stück des Albums: »Sie erfordern großen Einsatz, sowohl emotional als auch körperlich. Spielt man sie zweimal, ist man erschöpft. Die Aufnahmesitzungen hatten es in sich.«
Die anderen Solostücke ehren den Jazz am Klavier – Trifonovs eigene Transkriptionen von Art Tatums »I Cover the Waterfront« und Bill Evans’ Fassung von »When I Fall in Love« – sowie die Soundtracks Hollywoods, hier in Auszügen aus Filmmusiken zu American Beauty und The Firm (Die Firma) vertreten. Und auch der Minimalismus kommt zum Zuge in Stücken von John Corigliano und John Adams sowie einem Klassiker von Cage, der in einer besonderen New Yorker Feldaufnahme festgehalten wurde: 4’33 (Cage@Columbus).
Doch dann überschreitet Trifonov die Grenzen der USA – nicht von ungefähr, schließlich stammt seine Frau, die Pianistin Judith Ramirez, aus der Dominikanischen Republik. Die beiden sind sich am Cleveland Institute of Music begegnet. Der zweite Part von Trifonovs Projekt, My American Story – South, wird später veröffentlicht. Er zeichnet ein abwechslungsreiches musikalisches Porträt Lateinamerikas.

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