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Am Klavier: Sergei Babayan und Daniil Trifonov

Trifonov Babayan Rachmaninoff
15.03.2024
Daniil Trifonov und sein Mentor und Freund Sergei Babayan veröffentlichen ein Doppelalbum mit Rachmaninows Klavierduetten. Rachmaninoff for Two bringt die zwei Suiten für zwei Klaviere des russischen Komponisten sowie seine Symphonischen Tänze in einer Bearbeitung für zwei Klaviere zu Gehör, außerdem den ergreifenden langsamen Satz der Zweiten Symphonie, den Trifonov für zwei Klaviere transkribierte. Das Album erscheint am 29. März 2024 bei Deutsche Grammophon digital und auf 2 CDs – eine Hommage an den großen Pianisten und Komponisten zu Ehren seines 150. Geburtstags.
Das Duo nahm Rachmaninoff for Two im Wiener Konzerthaus auf, kurz nachdem es dort im Mai im Rahmen seiner erfolgreichen europäischen Rachmaninow-Konzerte aufgetreten war. Ein »Fest der Tastenvirtuosen«, urteilte die österreichische Presse, »ein Kaleidoskop an Emotionen und Farben«, pflichtete die Wiener Zeitung bei, während der Rezensent eines Brüssler Konzerts Babayan und Trifonov »würdige Erben« von Rachmaninows »menschlicher Tiefe« nannte, fähig, eins zu werden in der Musik (Classykeo.com).
Rachmaninow war ein Genie, sowohl als Komponist als auch als Pianist. Er schien mit vier Händen gesegnet, sagt Sergei Babayan im Gespräch über das Repertoire von Tournee und Album. »Wenn er etwas für zwei Interpreten an zwei Klavieren schreibt, dürfen wir Sterblichen erleben, was er allein an einem Klavier vollbrachte.«
Rachmaninows Suite Nr. 1 entstand 1893 als Fantaisie (Tableaux). Der junge Komponist widmete das Werk Tschaikowsky, Mitglied eben jener Prüfungskommission des Moskauer Konservatoriums, die ihm gerade eine bemerkenswerte 5+ (1+) für seine Examensarbeit gegeben hatte, die Oper Aleko. Die vier Sätze der Suite – »musikalische Bilder« nennt Rachmaninow sie – waren inspiriert durch Gedichte von Michail Lermontow, Lord Byron, Fjodor Tjutschew und Alexei Chomjakow. Der bildhafte Charakter der Musik wird noch betont durch die glockenartigen Klänge in »Les larmes« (Tränen), eine Anspielung auf die Totenglocken der Sophienkathedrale in Nowgorod, und den Schlusssatz »Pâques« (Ostern), der ein Zitat aus dem orthodoxen Ostergesang »Christus ist auferstanden« enthält.
Die Suite Nr. 2 in C-Dur für zwei Klaviere op. 17 schrieb Rachmaninow 1901 während eines Italienbesuchs, er arbeitete damals auch an seinem Zweiten Klavierkonzert. Viele ihrer Themen waren ursprünglich für das Konzert gedacht, blieben jedoch ungenutzt. Die Beziehung zwischen den beiden Kompositionen spiegelt sich deutlich im Eröffnungssatz »Alla marcia« und ihrem ausgelassenen Ende, der Tarantella. Für Sergei Babayan verkörpert das Werk die »Freude am Leben«.
Rachmaninow schrieb die Symphonischen Tänze – seine letzte vollendete und eine seiner bedeutendsten Kompositionen – für Orchester, arrangierte sie jedoch fast zeitgleich für zwei Klaviere. Er und Vladimir Horowitz brachten die Fassung für Klavierduo 1942 in Beverly Hills im privaten Kreis zur Uraufführung. »Es ist ein ziemlich dunkles Stück«, sagt Daniil Trifonov. »Die Suiten sind das Werk eines jungen Mannes, voller Hoffnung, aber die Symphonischen Tänze sind vielschichtiger.« Der letzte und längste der drei Sätze zitiert das gregorianische Dies irae und die Melodie von »Gelobt seist du, o Herr« aus Rachmaninows Ganznächtliche Vigil (1915), zum einen Sinnbild des Todes, zum anderen Auferstehung zum ewigen Leben.
»Die Symphonischen Tänze haben einen eigenen Orchesterstil, der sich sehr gut auf das Klavier übertragen lässt«, sagt Daniil Trifonov. »Die Fassung für zwei Klaviere lässt Freiräume: In Bezug auf das Timing kann man beispielsweise auf dem Klavier jede Art von Rubato spielen, was unmöglich wäre mit einem vollen Orchester.«
Auch Trifonov ist sowohl Pianist als auch Komponist. Seine Transkription des dritten Satzes der Symphonie Nr. 2 seines bedeutenden Vorgängers ist der wunderbare Auftakt dieses Albums. Er hat das Adagio im Hinblick auf die gemeinsame Interpretation mit Babayan transkribiert, einfallsreich und voller melodischer Schönheit – für ein perfektes Zusammenspiel. Denn diese Partnerschaft zeichnet sich nicht nur durch gegenseitiges Vertrauen aus, sondern auch durch etwas, das kaum greifbar ist.
»Es ist ein Geschenk, diese außergewöhnliche Musik mit Daniil aufzuführen«, sagt Babayan. »Man merkt, da ist jemand, der einen blind versteht, wortlos. Vielleicht weil wir Lehrer und Schüler waren. Aber eigentlich glaube ich nicht, dass es daran liegt. Es war von Anfang an so, schon in der ersten Stunde, als er Chopin mitbrachte. Er schien in zwei Wochen mehr zu lernen von mir als andere in fünf Jahren. Ich bin sehr dankbar, dass wir uns begegnet sind. Ich habe so etwas erst mit zwei Menschen erlebt: Daniil und Martha Argerich.«

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