Circa Waves | Biografie

Circa Waves, Different Creatures, 2017

Es waren drei anstrengende Jahre für die Circa Waves. Es waren aber auch drei extrem erfolgreiche Jahre, in denen das Quartett aus England einen eindrucksvollen Weg gegangen ist.
Kennen gelernt haben sich Kieran Shudall (Vocals, Guitar), Sam Rourke (Bass), Sian Plummer (Drums) und Joe Falconer (Guitar) im Sommer 2013 auf dem Liverpooler Sound City Festival. Aus der puren Not heraus gründete man nur wenige Tage später Circa Waves, wie sich Frontmann Kieran erinnert. In komplettem Alleingang hatte der Mitt-Zwanziger zuvor ein Demo aufgenommen, welches BBC Radio 1-Kultmoderator und Tastemaker Zane Lowe in seiner Show vorstellte. “Ich habe zu diesem Zeitpunkt ganz alleine Musik gemacht und musste super schnell eine Band zusammenstellen, nachdem mein Song in seiner Sendung gespielt wurde – also haben wir nicht lange gefackelt.”
Ende 2013 erscheint die Debütsingle “Get Away/Good For Me”, zweieinhalb Monate später der Nachfolger “Stuck In My Teeth”. Der legendäre Radio−1-Moderator Zane Lowe kürt den Song zur “Hottest Record In The World”. Die einschlägigen Blogs drehen ob der ebenso ungestümen wie smarten Popsongs durch. Kurz danach spielt die Band gemeinsam mit Royal Blood, Interpol und Temples auf der NME-Tour und ist mit The Libertines, Coldplay und The 1975 unterwegs. Bei einem Showcase auf dem “South By Southwest”-Festival im texanischen Austin steht zur Freude der Band Bill Murray im Publikum.
Im März 2015 erscheint schließlich das Debütalbum “Young Chasers”. Eine wunderbare Platte, auf der einiges zusammenkommt. Sänger Kieran Shudall besitzt eine Stimme, die klagend klingen kann, fast zärtlich, aber auch rotzig-frech und wütend. Vor allem ist sie eine, die man unter Hunderten wiedererkennen würde. Dazu kommt ein fast schon verboten gutes Gespür für die richtige Melodie. So werden beim Hören von “Young Chasers” nicht nur Erinnerungen an die frühen Nullerjahre, an Bands wie The Strokes, Maximo Park oder Libertines wach, sondern auch an die goldene Zeit des Britpops und den Powerpop der späten 70er-Jahre. All denjenigen, die behaupten, Gitarrenrock wäre tot, schleudert die Band mit dieser Platte ein riesengroßes “Fuck You” entgegen.
Pop-England geht da gerne mit.
Das Album entert die Top Ten der britischen Hitparaden, vier Songs schaffen es in die Rotation der Radiosender. Die Band spielt eine umjubelte Headliner-Tour, die meisten der Hallen sind sofort ausverkauft: Am Ende sehen sich die Circa Waves auf der Bühne der alt-ehrwürdigen Brixton-Academy in London, wo eine Crowd von etwa 5000 Besuchern freudvoll und gemeinsam eskaliert.

Ja, es waren drei anstrengende Jahre, in denen die Circa Waves zu einer etablierten Band wurden. Und wie das so ist, hat diese Zeit ihre Spuren hinterlassen. Bei aller Liebe untereinander: Am Ende der Tour sprachen die Mitglieder der Band kaum mehr miteinander. Besonders viel Lust, die alten Songs zu spielen, hatten sie auch nicht mehr. Shudall zog sich also in sein Haus in Liverpool zurück. Und fing rasch an, wieder Songs zu schreiben. Nicht unbedingt politische, aber doch solche, in denen sein Unbehagen über die Rezeption von Politik in sozialen Netzwerken mitschwingt.

Man muss genau hinhören, um dieses Unbehagen zu finden, aber sollte man das nicht ohnehin? Es taucht im Titeltrack von der neuen Platte “Different Creatures” auf, aber auch immer wieder zwischen den Zeilen der anderen Songs. Es ist ein interessanter Seitenstrang eines der überraschendsten Rock-Alben des Jahres 2017: Es spricht ziemlich viel dafür, dass 2017 für Circa Waves ein gutes Jahr werden wird. Anstrengend wird es vermutlich auch.
 
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