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“Parallels” – Christian Löffler veröffentlicht sein Debütalbum bei Deutsche Grammophon

Christian Löffler
© Christian Löffler
11.02.2021
Christian Löffler verwebt in seinem neuen Album “Parallels: Shellac Reworks” die Tonsprache von sechs epochalen Komponisten des Barocks, der Klassik und Romantik mit seinen unverkennbaren Klanglandschaften und Rhythmen. Im Zentrum stehen vier Stücke, die der deutsche Musiker und bildende Künstler im vergangenen Jahr zum 250. Jubiläum Beethovens produzierte. Eine zu diesem Anlass veröffentlichte EP hat Löffler nun zu einem kompletten Album erweitert, das zusätzlich Neubearbeitungen verschiedener Meisterwerke von Bach, Chopin, Wagner, Smetana und Bizet enthält. Die Deutsche Grammophon stellte ihm dafür ihr jüngst digitalisiertes Schellack-Archiv zur Verfügung. In seinem abgeschiedenen Blockhütten-Studio auf dem Darß destillierte Löffler das historische Tonmaterial – schwebende, empathische, hoffnungsfrohe Musik – und brachte es in den aktuellen musikalischen Diskurs. 

Löffler und Beethoven, wo sind da die Parallelen?

Christian Löffler hat sich mit seinen melodischen Deep-House-Klängen international einen Namen gemacht. Wie kann ein Meister des nach innen schauenden Pops, einer der “House als Folie für Nachdenklichkeit und Einkehr” (Spiegel-Online) nutzt, die sinfonische Wucht Beethovens in unser Jahrhundert übersetzen? Löffler konzentrierte sich auf  ruhige Passagen Beethovens, fand dort “kleine nostalgische Momente” (Löffler), die Brücken zu seiner eigenen Musik schlagen, übersehene Motive, die ihm Impulse zum Erzählen gaben.

Grundgerüst von “Parallels”: Schellack-Aufnahmen der 1920er-Jahre

Den Fundus seiner neuen Re-Kompositionen lieferte das viel beachtete “Shellac Project”, eine Restaurierungsinitiative der Deutschen Grammophon in Zusammenarbeit mit Google Arts & Culture. Historische Schellackplatten der 1920er-Jahre, damals aufgenommen mit der Staatskapelle Berlin und der Berliner Philharmonikern, wurden digitalisiert. Den rauen nostalgischen Sepia-Klang dieser Artefakte überführt Löffler in seinen eigenen Kosmos der Klangfarben, Strukturen und Ausdrucksnuancen. Mal schiebt er die Schellack-Fragmente wie Kulissen in seinen Stücken umher, an anderen Stellen nutzt er sie wie Farben in einer Palette. Während der Produktion zeigte sich ihm Beethovens Musik als “im Grunde sehr menschlich und zugänglich”. So gelingt es Löffler, den Klassik-Titanen vom Bombast, vom bildungsbürgerlichen Stigma zu befreien.

Löfflers Musik in “Parallels”: Entschleunigung im Zeitraffer der Jahrhunderte

Einen minimalistischen, indes detailfreudigen Ansatz verfolgt Löffler auch in seiner Bearbeitung von Bedrich Smetanas grandioser sinfonischer Dichtung “Ma vlast”: In den ersten Takten noch ganz zögerlich, sehnsuchtsvoll und scheu, lässt Löffler das Stück wellenartig ausufern, bringt es auf die Füße, zum Tänzeln, verleiht ihm schließlich einen zeitgemäßen Ausdruck von Stärke und Würde – Löfflers “Moldau” spiegelt viel vom heutigen bewegten Zeitgeist.

Es stecke so viel Kraft, Jugend und Wildheit in dieser Musik, sagt Löffler

Wie einen seelentrunkenen Nachtschwärmer lässt der 35-Jährige Wagners Parsifal ins Morgengrauen taumeln. Abstrakte Soundflächen überlagern eine trillernde Gavotte J.S. Bachs. Den Tenor aus Bizets Perlenfischern unterlegt Löffler mit melancholischen Synthesizern, schickt ihn durch ein Labyrinth changierender Hallräume. Als weitere Hommage schuf er auch das Cover des Albums mit Fotos, die er an der Berliner Staatsoper aufnahm, der Heimat der Staatskapelle.
Bereits 2016 schrieb das renommierte britische Musikmagazin Resident Advisor, Löffler mache Musik, die alle Zeitschranken überwinde. In “Parallels: Shellac Rawork” werden Bach, Beethoven und die weiteren Klassik-Ikonen zu entfernten Echos, zu sanften traumartigen Erinnerungen. Die Grundgefühle ihrer Kompositionen, ihren Ausdruck menschlicher Empfindung in all seiner Schönheit, Anstrengung und Gegensätzlichkeit hat Christian Löffler zu neuem Leben erweckt.

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