Charlie Watts | Biografie

Biografie

Im Vergleich zu Mick Jagger und Keith Richards hält sich Rolling-Stones-Schlagzeuger Charlie Watts meist dezent im Hintergrund. Aber der Brite ist nicht nur für den strammen Rhythmus der Band verantwortlich, sondern ganz nebenbei auch noch ein hervorragender Jazz-Schlagzeuger. Einen Beweis dafür liefert er in Form von “Charlie Watts meets The Danish Radio Big Band”, einer swingenden Bigband-Aufnahme mit einem Watts, der sich offensichtlich am Schlagzeug solch eines großen Ensembles mindestens so wohl fühlt wie bei seiner “Hauptband”. Aufgenommen hat der Stone sein Swing-Album im hohen Norden mit der hervorragenden Band, die 2016 auch ein exzellentes Live-Album mit Curtis Stigers aufnahm. Das Ergebnis ist Watts’ bislang gelungenster Seitensprung ins Jazzfach. Neben bekannten Jazzstandards und einer Suite aus der Watts‘ Feder wurden auch die drei Stones-Klassiker “Satisfaction”, “You Can’t Always Get What You Want” und “Paint It Black” zum Swingen gebracht.
Als Charlie Watts ganz am Beginn der Karriere der Stones von seinen neuen Bandkollegen gebeten wurde, etwas Rhythm’n’Blues-artiges zu spielen, stand er zunächst einmal auf dem Schlauch. “Ich wusste nicht, was das war”, erinnerte er sich Jahrzehnte danach. “Ich dachte, ich sollte etwas Charlie-Parker-mäßiges spielen … nur mit angezogener Handbremse.” Seitdem sind viele Steine den Berg hinuntergerollt und Watts längst als einer der größten Drummer in die Annalen der Rockmusik eingegangen. Damals aber, ganz am Anfang, war er noch ein etwas verbohrter, mit Scheuklappen versehener „Jazzhead". Er war mit der Musik von Jelly Roll Morton, Charlie Parker und Thelonious Monk aufgewachsen und wurde durch eine Aufnahme mit Chico Hamilton dazu inspiriert, sich selbst ein Schlagzeug zuzulegen.
Seine Liebe zum Jazz hat sich Charlie Watts immer bewahrt. Mitte der 1980er Jahre gründete er eine eigene Bigband mit prominenten Jazzmusikern wie u.a. Stan Tracy, Evan Parker und Courtney Pine, die durch die ganze Welt tourte. Dann bildete er, Anfang der 1990er Jahre, ein Quintett mit dem Bassisten und Jugendfreund David Green, Altsaxophonist Peter King, Pianist Brian Lemon und Trompeter Gerard Presencer. Letzterer, ansonsten bekannt für seine Zusammenarbeit mit  Us3, The Brand New Heavies, Matt Bianco, Zero 7, Incognito, Ray Charles, Joni Mitchell und Chick Corea, initiierte auch das gemeinsame Projekt mit der Danish Radio Big Band.
April 2017