Das umfangreiche Programm des neuen Albums von Cecilia Bartoli “Queen of Barock” reicht musikalisch vom 17. bis zum 18. Jahrhundert und spiegelt Bartolis unerschöpfliche kreative Schaffenskraft wider, die sie als innovative Sängerin und Visionärin in vielen Projekten regelmäßig unter Beweis stellt. Darüber hinaus offenbart Cecilia Bartoli sich durch und durch als Spezialistin für Alte Musik, die sich im Laufe der Jahre mit viel Neugier und Begeisterung die komplexe Welt der Alten Musik erschlossen hat.
Die Opernwelt des 18. Jahrhunderts war von extravaganten Starbesetzungen geprägt, die sich auf der Bühne gegenseitig immer wieder technisch und musikalisch zu überbieten suchten. Dementsprechend wurde von den Komponisten immer wieder Neues erwartet und populäre Arien wurden oftmals in einem anderen musikalischen Kontext noch einmal neu präsentiert, wenn die dargebotenen Emotionen auch zu einer anderen Oper passten. In einer so genannten “Opera pasticcio” fügten sich dann populäre Stück wie in einer Bestenliste noch einmal neu zusammen.
Cecilia Bartolis Album transportiert den Geist eines solchen Pasticcio. Während manche der 17 Kompositionen einen einfachen und liedähnlichen Charakter haben, fordern andere Stücke die Mezzosopranistin mit raffinierten und rasanten virtuosen Passagen zu gesanglichen Höchstleistungen heraus. Berührende Liebesduette und schwindelerregende Koloraturduelle verzaubern musikalisch und beeindruckend durch ihre Virtuosität. Atmosphärisch wechselt die Musik von andächtiger Innigkeit zu aufbrausender Dramatik und von Momenten tiefster Verzweiflung zu kokettem Witz. All diese Emotionen hat Cecilia Bartoli in den ausgewählten Stücken formvollendet eingefangen und gestaltet sie sängerisch in jedem Moment mit größter Authentizität.
Nachdem sich die italienische Mezzosopranistin bereits international einen Namen als gefeierte Mozart- und Rossinisängerin gemacht hatte, entdeckte “La Bartoli” als künstlerische Visionärin Ende der 1990er Jahre die Musik von Antonio Vivaldi für sich. Die Arie “Agitata da due venti”, die auf dem Album mit einer Live-Aufnahme aus Italien erscheint, ist seitdem der Inbegriff für Cecilia Bartolis intensive Auseinandersetzung mit Vivaldis Opern und darf auf “Queen of Baroque” selbstverständlich nicht fehlen.
Auch mit der Rolle der barocken Kastraten hat die italienische Mezzosopranistin sich beschäftigt und ihren eigenen Zugang zu der anspruchsvollen Musik gefunden, wie die fünf Tracks aus Cecilia Bartolis Projekt “
Sacrificium” ausdrücklich zeigen. In der hinreißend schönen Arie “Parto, ti lascio, o cara” singt Cecilia Bartoli scheinbar endlose Phrasen und bewältigt mühelos enorme Intervallsprünge. Die verträumte Arie “Chi vive amante” aus
Leonardo Vincis Oper “Alessandro nell’Indie” zeigt wiederum ganz andere Klangfarben und bereichert das Album neben der frühbarocken
Agostino Steffani-Arie “E l’honor stella tiranna” um eine weitere Weltpremiere.
Und natürlich ist die Musik von Georg Friedrich Händel von einem Album nicht wegzudenken, das sich so intensiv dem Barock widmet. Georg Friedrich Händels berühmte Arien “Lascia ch’io pianga” und “Ombra mai fu” sind echte Highlights unter den 17 Bartoli-Interpretationen, an denen man sich nicht satt hören kann – und aus “Bel piacere è godere fido amor!” spricht die große Freude, mit der Cecilia Bartoli jedes ihrer Projekte formvollendet umsetzt.