Seit über zwei Jahrzehnten gilt Cecilia Bartoli als unbestrittener Superstar der klassischen Musik. In aller Welt werden ihre neuen Opernpartien, ihre Konzertprogramme und Schall¬plattenprojekte – exklusiv bei Decca – voller Spannung und Neugier erwartet. Kaum glaubliche acht Millionen verkaufte CDs, die mehr als 100 Wochen in den internationalen Pop-Charts standen, zahlreiche Goldene Schallplatten, vier Grammys® (USA), neun Echos und ein Bambi (Deutschland), zwei Classical Brit Awards (Großbritannien), der Victoire de la musique (Frankreich) sowie viele andere begehrte Preise spiegeln den enormen Erfolg beispielsweise von Opera proibita und ihrer Soloalben mit Werken von Vivaldi, Gluck und Salieri und sind unwiderlegbarer Ausdruck ihres Stellenwerts als heute zugkräftigste Exponentin ihres Fachs. So bringt Cecilia Bartoli Millionen von Menschen in aller Welt die klassische Musik nahe. Zugleich ist sie stolz darauf, dass vernachlässigte Komponisten und vergessene Repertoire¬bereiche, die sie in persönlichen Projekten zur Diskussion gestellt hat, dank ihrer eigenen Popularität eine umfassende Neubewertung und Wiederentdeckung erlebt haben.
Es überrascht nicht, dass ihre Karriere mit Dirigenten wie Herbert von Karajan, Daniel Barenboim und Nikolaus Harnoncourt begann – diese großen Künstler wurden schon sehr früh auf das Ausnahmetalent aufmerksam, als die junge Cecilia ihre Gesangsausbildung kaum abgeschlossen hatte und in der Heimatstadt Rom noch bei den Eltern lebte. Seitdem ist sie regelmäßig mit vielen anderen berühmten Dirigenten, Pianisten und Orchestern aufgetreten. In den letzten Jahren hat sie begonnen, sich auf die Zusammenarbeit mit den bedeutendsten Ensembles für historische Aufführungspraxis zu konzentrieren (Akademie für Alte Musik, Les Arts Florissants, Concentus Musicus Wien, Freiburger Barockorchester, Il Giardino Armonico, Kammerorchester Basel, Les Musiciens du Louvre, Orchestra of the Age of Enlightenment, Orchester La Scintilla). Projekte mit Orchestern, bei denen Cecilia Bartoli die volle künstlerische Verantwortung übernimmt, sind immer wichtiger für sie geworden und haben in den gemeinsam entwickelten und aufgeführten Programmen mit den Wiener Philharmonikern ihren Höhepunkt gefunden.
Cecilia Bartoli singt regelmäßig in den bedeutendsten Konzertsälen Europas, der Vereinigten Staaten und Japans. Sie ist in berühmten Opernhäusern wie der Metropolitan Opera in New York, dem Royal Opera House, Covent Garden in London, der Mailänder Scala, der Bayerischen Staatsoper in München und dem Opernhaus Zürich (wo sie viele ihrer Rollen zum ersten Mal gesungen hat) sowie bei internationalen Festivals wie den Salz¬burger Festspielen aufgetreten. Im September 2010 singt sie unter der Leitung von William Christie am Theater an der Wien Händels Semele in einer Produktion von Robert Carsen, die schon erfolgreich auf DVD veröffentlicht wurde. Im Januar 2011 ist sie in Zürich in einer Neuinszenierung von Le comte Ory zu hören.
Seit einiger Zeit widmet sich Cecilia Bartoli mit besonderer Energie dem frühen 19. Jahrhundert – der Epoche der italienischen Romantik und des Belcanto – und dabei insbeson¬dere der legendären Sängerin Maria Malibran. Anlässlich ihres 200. Geburtstags am 24. März 2008 wurde Malibran in ihrer Geburtsstadt Paris eine Hommage dargebracht: Im Mittelpunkt eines Malibran-Marathons im Salle Pleyel standen drei Konzerte Cecilia Bartolis an einem einzigen Tag, begleitet u. a. von Lang Lang, Vadim Repin, Adam Fischer und Myung-Whun Chung, während die Stadt Paris auf einem Großbildschirm vor dem Hôtel de Ville, wo auch Cecilia Bartolis mobiles Malibran-Museum geparkt war, deren Barcelona-Konzert zeigte, um diesen Tag zu würdigen. Weitere Jubiläumsprojekte waren die CD Maria, die DVD The Barcelona Concert/ Malibran Rediscovered, ausgedehnte Konzert¬reisen, Opernauftritte als Cenerentola, Sonnambula und Halévys Clari – die gleichnamige Oper, die der Komponist für Maria Malibran schrieb, war seit 1829 nicht mehr aufgeführt worden – sowie die erste Gesamteinspielung von La sonnambula mit historischen Instrumenten und einer Mezzosopranistin in der Titelrolle (Juan Diego Flórez sang den Elvino). Diese Neueroberung der Romantik fand im Juni 2010 ihre sensationelle Fortsetzung mit einer historisch fundierten Aufführung von Norma am Konzerthaus Dortmund. Cecilia Bartoli sang die Titelrolle, Thomas Hengelbrock dirigierte den Balthasar-Neumann-Chor und das auf Originalinstrumenten spielende Balthasar-Neumann-Ensemble sowie eine sängerische Besetzung, wie sie zu Bellinis Zeit üblich war.
Den größten Teil der Saison 2009/10 widmete Cecilia Bartoli jedoch einer atemberaubenden Reise in das Neapel des 18. Jahrhunderts und die Gesellschaft seiner berühmten Kastraten. Neben der Veröffentlichung ihres alle Rekorde brechenden Soloalbums Sacrificium gab sie in den bedeutenden Hauptstädten Europas Konzerte mit wiederentdeckten Kastraten-Arien. Ein weiterer Höhepunkt waren die konzertanten Aufführungen von Händels Giulio Cesare mit Andreas Scholl und Philippe Jaroussky unter der Leitung von William Christie im Pariser Salle Pleyel.
Cecilia Bartoli ist mit zahlreichen Preisen und Ehrungen bedacht worden. In Italien wurde sie zum Cavaliere und »Accademico effettivo di Santa Cecilia« ernannt, in Frankreich zum Chevalier des Arts et des Lettres und Officier de l’Ordre du Mérite sowie in England zum Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London. Unlängst erhielt sie auch den ange¬sehenen italienischen Preis Bellini d’oro, die Medalla de Oro al Mérito en las Bellas Artes, eine der höchsten Auszeichnungen des spanischen Kultusministeriums, und die Médaille Grand Vermeil de la Ville de Paris. Anlässlich des Händel-Jubiläumsjahrs 2009 wurde Cecilia Bartoli als Ehrenmitglied in den Fachbeirat der Stiftung Händel-Haus Halle berufen und ein Jahr darauf mit dem Händel-Preis der Stadt Halle ausgezeichnet. Ebenfalls 2010 wurde ihr in Kopenhagen in Anwesenheit von Königin Margrethe II. der begehrte dänische Léonie-Sonning-Musikpreis verliehen. Abgerundet wird die ereignisreiche Spielzeit durch die Entscheidung der ehrwürdigen Universität Dublin, Cecilia Bartoli und ihrer Arbeit durch die Verleihung der Ehrendoktorwürde Anerkennung zu zollen.
8/2010