Dass auch weiße Musiker die ganze Palette schwarzer Musik beherrschen können, zeigt Brian Culbertson auf seinem neuen Album „XII“.
Text: Jörg Eipasch | Foto: Daniel Ray
„Did you know that every seven minutes a black person is born in this country with no soul?“ Mit diesen provokativen Worten nahm der Bluesgitarrist B.B. King einst die Mär auf die Schippe, dass Schwarze das Feeling für gewisse Musikrichtungen schon mit der Muttermilch verabreicht bekämen. Denn ob jemand Zugang zu Funk, Rhythm’n’Blues und Soul findet, ist natürlich keine Frage der Hautfarbe, sondern vielmehr einer entsprechenden musikalischen Frühsozia- lisation. Brian Culbertson etwa wurde von seinem Trompete spielenden Vater von klein auf mit sogenannter schwarzer Musik hochgepäppelt. Das Cover seines 2008 erschienenen Albums „Bringing Back The Funk“ zeigt Brian als Vierjährigen, wie er sich via Kopfhörer in die Musik von Earth, Wind & Fire vertiefte. Der Faszination schwarzer Klänge und Rhythmen konnte er sich seitdem nicht mehr entziehen. In den zwölf Songs seines zwölften Albums „XII“ präsentiert er nun verschiedene Schattierungen originär „schwarzer Musik“ – mal fetzig und funky, mal sinnlich und soulig. Arbeitete er auf „Bringing Back The Funk“ mit der Crème de la Crème der klassischen Funkszene zusammen, so reflektieren die Mitstreiter auf „XII“ seine eigene stilistische Vielfältigkeit. So jammt er mit der Washingtoner Go-Go-Funk-Legende Chuck Brown im ausgelassenen Opener „Feelin’ It“, während er mit den Croonern Brian McKnight, Avant und Kenny Lattimore smoothen Rhythm’n’Blues und relaxte Clubmusik macht. Mit von der Partie sind außerdem die einzigartige Hip-Hop-Diva Faith Evans, die Spoken-Word-Künstlerin Natalie Stewart vom Neo-Soul-Duo Floetry sowie die Gitarristen Ray Parker Jr. und Earl Klugh.