Er ist ein knallharter Typ, fährt schwere Motorräder und trägt dicke Totenkopf-Ringe. Sein linker Arm ist durchtätowiert, und in einigen seiner Songs schwingt er die geballte Faust. Optisch eine moderne Version Marlon Brandos in “The Wild One”, überrollt seine Musik die Grenze zwischen New-Country und (Southern-)Rock.
Brantley Gilberts neue Single “Bottoms Up” – sein bisher erfolgreichster Titel, der sich in den USA millionenfach verkaufte – vom neuen, dritten Album
“Just As I Am”, hat sogar Hip Hop-Anleihen, auch im Video dazu erinnert er an
Biggie Smalls und Co.
Dennoch ist
Brantley Gilbert ein waschechter Nashville-Typ. Parallel mit
Thomas Rhett und
Eric Paslay gehört der 29-jährige zur neuen Künstler-Generation der Country-Welthauptstadt – Sänger, die anstelle des Stetson-Huts eine Baseball-Mütze tragen und die im Herzen immer noch Outlaw-Country-Boys sind wie
Willie Nelson und
Waylon Jennings. Stilistisch fühlt sich der Singer-Songwriter aus Georgia zudem im Heartland-Rock von
John Mellencamp und
Bruce Springsteen zu Hause. Er schlägt einen – immer dramatischen aber nie überspannten – Bogen zwischen harten Rockern, Power-Balladen und Radio-Hits. Der Tradition des Country-Songwritings folgend, schreibt Gilbert authentische, autobiografische Geschichten entlang der Zickzacklinien des Lebens.
Mit 13 fing er damit an, Gitarre zu spielen und Songs zu schreiben. Ähnlich wie bei
Jack Johnson begann Brantley Gilberts Karriere als Musiker nach einem schweren, beinahe tödlichen Unfall. 2004 kam er mit seinem Truck von der Fahrbahn ab, das Auto überschlug sich mehrmals. Kurz danach schrieb er die Songs “A Modern Day Prodigal Son” und “Indiana´s Angel”, zog 2009 nach Nashville und veröffentlichte beide Songs auf seinem Debütalbum beim Country-Indie-Label Average Joe´s Entertainment. Dort erschien auch sein Durchbruchs-Song “My Kinda Party”, den der Country-Star
Jason Aldean aufgriff und sein 2010 veröffentlichtes, preisgekröntes Platin-Album “My Kinda Party” sogar nach ihm benannte. Brantley hatte den Fuß in der Tür. Kurz nach Erscheinen seines zweiten Studio-Albums “Halfway To Heaven” warb ihn der Country-Major Big Machine Records ab und veröffentlichte eine zweite Version dieses Albums, die zwei Nr−1-Hits in die Country-Charts brachte: “You Don´t Know Her Like I Do” und “Country Must Be Country Wide”. Gilbert gewann in den vergangenen zwei Jahren rund eine Handvoll Country-Medien-Awards (ACAs, CMAs, ACMs) und hatte einen Gast-Auftritt in der Country-TV-Serie
“Nashville”.
Auch die Songs seines dritten Studio-Albums “Just As I Am” stammen aus seiner eigenen Feder, aus einem Fundus von 250 Demos wählte er sie aus. Einige schrieb Gilbert mit renommierten Co-Autoren wie
Dallas Davidson,
Rhett Atkins oder Ben
Hayslip. Es sind Momentaufnahmen aus der Zeit zwischen “Halfway To Heaven” und heute. Eigenen Angaben nach eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen für Gilbert, der seine 2013 geplatzte Verlobung mit der Country-Sängerin Jana Kramer bislang nie öffentlich kommentierte, der Verflossenen nun aber großzügig Platz auf dem neuen Album einberaumt hat.
Auch wenn er mittlerweile in den USA die Stadien füllt, hat Gilbert keine Star-Allüren, sondern bleibt mit seinen – vornehmlich unter−30-jährigen – Fans auf Augenhöhe. Entscheidend für seinen Erfolg war immer schon seine loyale, starke Fangemeinde, die BG-Army. “Wir haben keine Fans, wir haben Freunde”, kommentiert der Mann, der momentan in Nashville den Nerv trifft und nach eigenen Angaben keine fünf Minuten stillsitzen kann. Brantley Gilberts stetig wachsende Anhängerschar ist einfach so normal durchgeknallt wie er – “his kind of crazy”.