Die vier Typen aus Birmingham, England hätten ihre Seele an den Teufel verkauft, für eine Karriere als Rock´n´Roll-Götter – so erklärten manche den Über-Nacht-Erfolg einer Band namens Earth, die plötzlich unter dem Namen Black Sabbath die britischen Top−10 und US-Top−25 stürmte mit einem titellosen Debütalbum, eingespielt und gemischt in zwei Tagen, Produktionskosten 600 Pfund, veröffentlicht am Freitag den 13. Februar 1970. Heute gilt aber nicht ihr Debüt als das Black Sabbath-Album schlechthin, sondern sein Nachfolger: “Paranoid”, veröffentlicht im selben Jahr nur ein paar Monate später. Der Überraschungserfolg hatte das Rock-Quartett umgehend wieder ins Studio getrieben, nach einer vorigen knallharten Tournee. Die Bleichgesichter hatten da ein Engagement in einem Club in Zürich, in dem sie jeden Tag um drei Uhr nachmittags anfingen und dann sieben 45-Minuten-Sets spielen mussten – sechs Wochen lang", erinnert sich Gitarrist Tommy Iommi im Booklet der gerade erschienenen neuen Deluxe-Edition von “Paranoid”: “Wir hatten aber nicht genügend Songs, um diese ganze Zeit auszufüllen, und deswegen fingen wir an, in den Sets zu jammen.” Nach dem höllischen Zürich-Engagement hatten Black Sabbath schon mal drei, vier neue Ansätze. Einer hieß “Walpurgis”, aus ihm entstand der Albumsong “War Pigs”. Ozzy Osbourne und Co. war zwischenzeitlich mulmig geworden, als immer mehr echte Satanisten an ihre Tür klopften. Der englische Ober-Okkultist Alex Sanders stand bei ihren Konzerten in der ersten Reihe und lud die Band zu seinen geheimen Treffen ein. Die englischen Black-Magic-Rocker Black Widows wollten einen Gig in Stonehenge mit Black Sabbath spielen, in der Walpurgisnacht. Nein Danke, also dann lieber “War Pigs”. So sollte eigentlich das ganze Album heißen, illustriert vom wilden, hinter einem Baum hervor springenden Krieger auf dem Cover. Die Texte sind kontrovers, es geht um Krieg, Drogen, Atom-GAUs und natürlich Paranoia. Diesseits des eisernen Vorhangs machten Black Sabbath ernsthafte gesellschaftliche Statements. Dann sperrte sich ihre Plattenfirma Vertigo gegen den kontroversen Titel, mit dem die Band viele Fans verprellen konnte in den vom Vietnamkrieg gespaltenen USA. Im Zuge der Produktion hatte sich der Song “Paranoid” – ein direkt im Studio spontan in zwanzig Minuten eingespielter Geniestreich – als Single heraus kristallisiert, und so hieß dann eben das ganze Album. Das schon gedruckte Cover-"Kriegerschwein" wurde zum paranoiden Amokläufer umfunktionalisiert. Die Rechnung ging auf. Obwohl der NME meckerte: “was für ein hemmungsloser Freakout!” Mit “Paranoid” traten Black Sabbath sogar bei Top Of The Pops im britischen Fernsehen auf. Danach vertrieb das Album Simon & Garfunkels “Bridge Over Troubled Water” vom Spitzenplatz der britischen Charts. Hat in den USA über vier Millionen Stück verkauft. Gilt als Weichensteller im |Heavy Metal, als Startschuss von Speed Metal. Belegt Platz 130 der “500 Greatest Albums of all Time”-Liste des “Rolling Stone”. Machte Black Sabbath zur Genre-definierenden Legende. Ist mehr als die Summer seiner Teile. Sicher ist “Paranoid” der bekannteste Song des Albums, hat das “beste Gitarrenriff aller Zeiten” (Kerrang-Magazin). Doch auch die anderen haben Geschichte gemacht: “Iron Man” coverten Marilyn Manson oder Busta Rhymes; der Song läuft im Film “School Of Rock” mit Jack Black, in “Beavis & Butthead” und den “Simpsons” und natürlich in der 2008er Marvel Comic-Verfilmung “Iron Man” mit Jeff Bridges und Gwyneth Paltrow. 2006 erreichte “Iron Man” Platz 5 der US-Klingeltoncharts. “Rat Salad” wollte sich mal eine junge Band nennen, aus der später Van Halen hervorgingen. Und das psychedelische “Fairies Wear Boots” ist die ultimative Anti-Nazi-Hymne. Black Sabbath sangen mit ihr 1970 gegen die in England aufkommende Skinhead-Bewegung an, nachdem ein Trupp Skinheads ein Konzert der Mattenkönige gestürmt und dabei Tommy Iommi verletzt hatte. “Paranoid” ist das einzige Black Sabbath-Album, das im Quadro-Sound erschien, 1974. Die gerade erschienene 3-CD-Deluxe-Edition enthält neben dem remasterten Originalalbum auch die ebenso aufwändig remasterte Quadro-Version (abspielbar auf DVD-Spielern mit Surround-Sound), sie fördert ungehörte Facetten von Black Sabbaths Walls of Sound zutage. Disc 3 der Edition besteht aus unveröffentlichten Versionen, Instrumentals und Alternate-Mixes des Materials.