Betterov | Biografie

Mit seinem Top 5-Debüt „Olympia“ ist Betterov vor genau zwölf Monaten zu einem Mehrkampf gegen sich selbst angetreten. Ein Album, auf dem der Sänger und Songwriter vom Sich-Auflehnen erzählt. Vom Durchbrechen der inneren Barrikaden. Und vom Aufbau, bei dem er sich all den Ängsten und Selbstzweifeln entgegenstellt, um negative Emotionen in positive Energie zu transformieren. Das Erwachen aus der Lähmung und Chronik eines angekündigten Neubeginns, die ihm den Status als einer der aufregendsten Newcomer innerhalb des deutschsprachigen Indierock/ Pop eingebracht hat. Nach ausverkauften Headliner-Touren und gefeierten Festivalauftritten vom Southside/ Hurricane bis zum Open Air St. Gallen heißt es nun: Bahn frei zur „Ehrenrunde“! Neben den 13 Stücken der Originalversion sind auf der insgesamt 21 Songs starken Special-Edition 8 größtenteils unveröffentlichte Bonustracks enthalten, auf denen Betterov zusätzlich von ausgewählten Acts aus seinem engsten Friends & Family-Umfeld wie Provinz, Paula Hartmann, Jeremias und Blumengarten begleitet wird!

Ehrenrunde. Eine weitere Bahn, wie das für Gewinner seit jeher so üblich ist. Ein ganzer Regen aus Blumenkränzen und on Top der renommierte Preis für Popkultur, den Betterov allerdings schon vor dem Antritt bei seinem persönlichen „Olympia“ bekommen hat. Chronologie ist wichtig. Denn genau genommen hat alles – oder sagen wir lieber viel – bereits mit dem 2021 erschienenen Track „Dussmann“ begonnen. Seiner gefeierten Hymne über das berühmte Kulturkaufhaus in der Berliner Friedrichstraße. Beziehungsweise mit der Idee, im Lesesaal des mehrstöckigen Offline-Fachgeschäfts für geschmackvolle Bücher und Tonträger ein kleines, bestuhltes Konzert ins Leben zu rufen, um die eigenen Songs gemeinsam mit befreundeten Musiker:innen neu zu interpretieren. Überflüssig zu erwähnen, dass das Projekt Betterov und seiner Band viel zu viel Spaß gemacht hat, um es nicht bei nächster Gelegenheit in einem etwas anderen Rahmen zu wiederholen.

Im Herbst 2022 luden Betterov & Friends im Rahmen des Reeperbahn Festivals in den Hamburger Michel, wo man zusammen mit dem gemeinsam mit Producer Tim Tautorat zusammengestellten klassischen Ensemble Obscura das Musizieren feierte. Das Zusammenkommen und Kreativsein als kollektiver Fluchtpunkt und Sehnsuchtsort post-pandemischer Zeiten, sozusagen. Fast erwartungsgemäß hallte das Echo aus dem Michel noch lange bei Fans, Freund:innen und anderen Mitstreiter:innen nach, die sich selten so einig waren: So etwas müsste dringend auf Platte erscheinen! Ein breiter Konsens, den Betterov nun pünktlich zum einjährigen Releasejubiläum seines Debütalbums in die Tat umgesetzt hat. Unter der erneuten Aufsicht von Tim Tautorat entstand in den Berliner Hansa Studios unter dem Namen „Olympia (Ehrenrunde)“ eine insgesamt 21 Tracks umfassende Sammler-Edition seines Longplay-Erstlings, auf der der Musiker von ausgesuchten Special-Guests unterstützt wird.

Den Auftakt zu seiner ganz persönlichen „Ehrenrunde“ macht Betterov mit der nachdenklichen Ballade „Chemtrails“, auf der er von dem bittersüßen Gefühl erzählt, sich nirgendwo so wirklich zuhause zu fühlen. Flüchtig, vergänglich, immer im Transit, bevor er gemeinsam mit den Musikerkollegen von Provinz zu einem obskuren Gedankenspiel einlädt: Stell dir vor, dass du eines Morgens aus deinem Haus kommst und feststellen musst, dass genau vor deiner Haustür ein Blindgänger unter der Erde liegt. Jetzt graben sie die Bombe aus und plötzlich wird dir klar: Du hättest jeden Tag deines bisherigen Lebens in die Luft gehen können. Zu seinem Signature-Sound aus Indierock, Post Punk, Pop Noir und Shoegaze-Elementen fliegt das beschriebene Szenario geradezu vor dem inneren Auge vorbei. Der ständige Tanz auf der Schwelle zur Endlichkeit, der jeden Augenblick mit einer falschen Bewegung vorbei sein kann. Oder mit dem falschen Schritt auf das, was unter der Oberfläche verborgen liegt. Besonders in Berlin.

Auf dem folgenden „Jil Sander Sun“ erzählt Betterov die Geschichte einer Nacht, in der es aus völlig heiterem Himmel zu einer brutalen Schlägerei kommt. Eine Nacht, deren Bilder für immer hängen bleiben, die untrennbar mit dem gleichnamigen Parfüm verknüpft sind und die sofort wieder auftauchen, sobald man diesem markanten Duft im Alltag begegnet. Manchmal ist es eine bestimmte Melodie, ein Kleidungsstück oder ein Duft, der uns zurückversetzt in vergangene Zeiten und an andere Orte. Vergessene Erinnerungen an schöne Tage, die flüchtig und irgendwie nicht richtig greifbar nachhallen. Oder lange unterdrückte Traumata, die wieder erwachen und in voller Wucht über uns herfallen. Situationen, in denen man wieder alles ganz genau vor Augen hat. „Jil Sander Sun“ handelt von genau diesem Triggermoment. Ein Lied über Gruppenzwang, das Nachtleben und blanke Gewalt, für immer festgehalten im blumigen Bouquet von Jasmin und Narzissen.

Die krassen Gegensätze aus glamourösem Schein und knallharter Realität lässt Betterov gemeinsam mit Sängerin und Schauspielerin Paula Hartmann in dem psychedelischen Duett-Remake von „Bring mich nach Hause“ aufeinanderprallen. Ein Stück über die letzte Fahrt am Ende einer Nacht und den unwirklichen Schwebezustand zwischen Wachen und Träumen, aufgekratzt und übermüdet, zwischen abklingender Late Night-Euphorie und langsam einsetzender Early Morning-Melancholie, den beide in einen bittersüß-zerrissenen Lovesong verwandeln. Aus dem diffusen Moment, wenn Realität und Eskapismus verschmelzen, versinkt Betterov zusammen mit der Hannoveraner Indie-Popband Jeremias in der Neuinterpretation des hoffnungsvollen Post-Punk-Lullabys „Schlaf gut“, bevor er mit dem nordrhein-westfälischen Duo Blumengarten nochmal „Dussmann“ einen Besuch abstattet. In ihrer entschleunigt-verhallten Version stellen sich die Musiker die Frage nach der Bedeutung von Kunst und Kultur. Über ihre enorme Wichtigkeit gerade in schlechten Zeiten. Und darüber, was in der Gesellschaft passiert, wenn sie mal nicht mehr da ist. Wenn Museen schließen, Theatersäle leer bleiben, Konzerthallen und Musikclubs das Licht ausmachen und auch dem Rest des kulturellen Lebens der Stecker gezogen wird. Alleine in den Gängen. Dussmann after dark.

Ist spät geworden. Mit den eindringlichen Klavierversionen von „Urlaub im Abgrund“ und „Bis zum Ende“ findet die „Ehrenrunde“ schließlich einen intimen, berührenden Abschluss. Betterov ein letztes Mal ganz alleine am Piano, bevor er ab November wieder live mit seiner Band auf großer „Olympia“-Tournee zu erleben ist. „Olympia (Ehrenrunde)“ erscheint am 13.10.2023 als 2LP in weißem Vinyl, sowie als Bundle mit einer exklusiven Neuauflage der „Viertel vor Irgendwas“-EP in transparentem Vinyl sowie digital als Download/ Stream.