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Beady Belle – Belvedere

23.04.2008
Mit ihrem vierten Album “Belvedere” brechen Beady Belle in musikalisch sanftere und souligere Gefilde auf und überraschen einen dabei sogar mit gelegentlichen Abstechern nach Nashville. Von der nordischen Kühle, die anderen Protagonisten der norwegischen Nu-Jazz-Szene gerne attestiert wird, spürt man auf “Belvedere” jedenfalls nichts. Neu ist auch, daß Sängerin Beate S. Lech und Bassist Marius Reksjø, die Beady Belle 1999 als Duo-Projekt starteten, den Schlagzeuger Erik Holm, der auch schon bei der Einspielung des letzten Albums “Closer” mit von der Partie gewesen war, nun zum festen Mitglied der Band gemacht haben. Auf “Belvedere”, das Beady Belle gemeinsam mit Anders Engen produzierte, werden außerdem erstmals zwei internationale Größen der Pop- und Jazzwelt als Gäste präsentiert: Jamie Cullum und India.Arie.
Zum souligen und gelegentlich entspannt funkigen Sound von “Belvedere” haben nicht unmaßgeblich auch zwei Saiteninstrumentalisten beigetragen: Anders Engen – den man bislang vornehmlich als Schlagzeuger (etwa von Bugge Wesseltofts New Conception Of Jazz) kannte – zeigt hier, daß er auch als Dobro- und Akustikgitarrist eine gute Figur abgibt, und Geir Sundstøl, der seit den späten 80er Jahren mit zahlreichen norwegischen Musikern zusammenspielte und auch schon an einem Projekt von Ex-Faith No More/Mr. Bungle-Sänger Mike Patton mitwirkte, präsentiert sich hier besonders vielseitig an Lap-Steel-Gitarre, Banjo, Mandoline und Marxophone, einer bundlosen Zither. Für ein paar Blues-Einlagen sorgt zudem noch der Mundharmonikaspieler Arne Rasmussen.

Zwei der absoluten Highlights des neuen Albums nahmen Beady Belle mit besonders hochkarätigen Gästen auf: Im bluesig-souligen “Self-Fulfilling” ist Beate S. Lech im Duett mit der exzellenten amerikanischen Rhythm’n'Blues- und Soul-Sängerin India.Arie zu hören und in dem Stück “Intermission Music” mit dem britischen Jazz-Pop-Superstar Jamie Cullum. Cullum hatte Beady Belle schon bei einigen Gelegenheiten als eine seiner persönlichen Lieblingsgruppen bezeichnet. Als er mit dem Programm seiner CD “Catching Tales” auf Tournee ging, bat er die norwegischen Kollegen sogar, ihn im Vorprogramm zu begleiten.

Beate S. Lech und Marius Reksjø, die sich während ihres Musikstudiums in Oslo kennenlernten, arbeiteten schon einige Zeit zusammen, bevor sie sich den Namen Beady Belle zulegten. Beate war unter anderem Mitglied der Bands Insertcoin, Metropolitan und Folk & Røvere, aus der sie erst 1999 als Leadsängerin ausstieg, trat aber auch mit Bugge Wesseltoft, den Brazz Brothers und Jon Eberson auf. Auch Marius war vor Gründung von Beady Belle Mitglied von Insertcoin gewesen und sammelte als Bassist Spielerfahrung an der Seite von Eivind Aarset, Bugge Wesseltoft, Jan Eggum und in der Bobby Hughes Experience.

1999 fragte Bugge Wesseltoft Beate Lech, ob sie nicht ein Soloalbum für sein noch junges Label Jazzland Recordings machen wolle. Er versprach ihr vollkommene künstlerische Freiheit. Und die wollte die junge Künstlerin ausgiebig nutzen. Also nahm sie sich vor, ihr Debütalbum im Alleingang zu machen: vom Schreiben der Songs und Texte über das Programmieren und Arrangieren bis hin zum Aufnehmen und Produzieren in ihrem eigenen Studio. Doch dann trat Marius Reksjø in Erscheinung. Beate spielte ihm irgendwann die bis dahin fertigen Aufnahmen vor und im Nu entspann sich zwischen den beiden ein fruchtbarer Gedankenaustausch, der dazu führte, daß Marius in das noch unfertige musikalische Projekt involviert wurde. Die Arbeit wurde (wenn auch nicht strikt) aufgeteilt: Marius feilte vorwiegend an den Grooves und Rhythmen, während Beate sich vor allem auf die Melodien, Harmonien und Texte konzentrierte. Da die Arbeit in Beates Heimstudio stattfand, wählte man “Home” als Titel für das entstehende Album. Nur die Streicherpassagen, das Vibraphon und das Schlagzeug wurden später in Bugges Studio aufgenommen. Gut eineinhalb Jahre Arbeit steckten die beiden in das Projekt. Und als es endlich fertig war, hatte Beate Lech sich schon längst von dem Gedanken verabschiedet, es unter ihrem eigenen Namen herauszubringen. Zu sehr trug es auch die Handschrift ihres musikalischen Partners. So gaben sie dem Projekt den Namen Beady Belle.
 
Im Februar 2001 wurde das fertige Album “Home” in Norwegen veröffentlicht, ein paar Monate später – als Priorität! – in ganz Europa sowie in Japan, Kanada, Korea und Australien. Nicht nur die Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung. Im Handumdrehen konnten Beady Belle unter scheuklappenlosen Pop-, Clubmusik- und Jazzfans eine eingeschworene Hörerschaft für sich gewinnen.



Mit der Arbeit an ihrem zweiten Album, das den schwer auszusprechenden Namen “CEWBEAGAPPIC” erhielt, begannen Beate und Marius im Frühjahr 2002 (“CEWBEAGAPPIC” war ein “Kürzel” und stand für eine Reihe von Gegensätzen: Complex + Easy, White + Black, Electronic + Acoustic, Groovy + Ambient, Played + Programmed, Improvised + Composed). Obwohl Beate und Marius auch diesmal fast alles selber machten, dauerte es nicht wieder anderthalb Jahre bis zur Veröffentlichung des Albums. Und wie schon der Vorgänger erntete auch “CEWBEAGAPPIC” trotz seines zungenbrecherischen Titels exzellente Rezensionen.

2005 erschien mit “Closer” der dritte Streich des sich so hervorragend ergänzenden Gespanns Beady Belle. Aufgenommen wurde dieses Album in enger Kooperation mit Keyboarder Jørn Øien und Schlagzeuger Erik Holm (die Beady Belle schon seit geraumer Zeit bei Live-Auftritten unterstützt hatten) und einigen Gastmusikern (u.a. Bugge Wesseltoft am Fender Rhodes). Die neuen Songs bestachen durch stilistischen und atmosphärischen Abwechslungsreichtum. 

Seit der Veröffentlichung von “Closer” sind nun drei Jahre verstrichen, die einige Veränderungen mit sich brachten. Beate S. Lech ist mittlerweile Mutter geworden, und diese neue Erfahrung, so behauptet sie zumindest, hat auch einen Einfluß auf die musikalische Ausrichtung des neuen Albums gehabt. Die Basistracks wurden in einem live-ähnlichen Umfeld in einem dänischen Tonstudio aufgenommen, was dem Album einen direkteren und natürlicheren Klang verliehen hat. So warm und organisch wie auf “Belverdere” haben Beady Belle bisher tatsächlich noch nie geklungen.

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