Zugegeben, sein Image als Schwiegermutter-Liebling wird Barry Manilow in diesem Leben nicht mehr los. Seine musikalischen Qualitäten aber sind unübersehbar, und sogar nicht wenige vermeintlich „coolere“ Musiker haben keine Scheu, sich als Fans des Sängers zu outen, der immerhin unsterbliche Power-Balladen wie „Mandy“ und „Could It Be Magic“ zu verantworten hat. Wer Manilows Werk ein bisschen genauer kennt, weiß auch, dass der Sänger durchaus swingen kann. Vor vielen Jahren sang er Duette mit Sarah Vaughan und Mel Tormé, die sich beide daraufhin in höchsten Tönen über ihn äußerten.
Manilow ist ein riesiger Verehrer der klassischen Gesangslegenden aus Jazz und Entertainment und versteht es ganz bescheiden als Huldigung, dass er jetzt den Mut fasste, posthume Duette mit einigen der ganz Großen wie Sammy Davis, Jr., Whitney Houston, Dusty Springfield, Marilyn Monroe und Louis Armstrong aufzunehmen. Liebevoll verband er deren berühmte Aufnahmen mit seinem eigenen Gesang und überrascht so mit Duetten die klingen, als hätte es sie so schon immer gegeben.
Sind solch posthumen Kollaborationen nun genial oder doch eher gruselig? Die Frage werden sicher einige stellen. Doch seit die Doors 1978 Gedichtrezitationen ihres sieben Jahre zuvor verstorbenen Leadsängers Jim Morrison für das Album “An American Prayer” musikalisch untermalten, sind solche “Künstler-Wiederauferstehungen” nichts völlig Ungewöhnliches mehr. Wobei die immer rasantere Evolution der Tontechnik solche Unterfangen zunehmend leichter macht. Meist läuft es allerdings nur so, dass über die Originalaufnahmen der Verblichenen der neue Beitrag des noch lebenden Duett-Partners gelegt wird, vielleicht noch versehen mit ein paar kosmetische Sound-Korrekturen. Der eigentliche “Künstler” ist in diesen Fällen eher der für die Abmischung zuständige Toningenieur. Barry Manilow hingegen schlug einen anderen Weg ein. Akribisch arrangierte und orchestrierte er die Songs für zwei Stimmen, komponierte selbst noch einige Passagen hinzu und spielte seine Bearbeitungen mit einem Orchester neu ein.
“Es war eine riesige Herausforderung, sowohl musikalisch als auch technisch", sagt Manilow. Seine Freude darüber, dass er nun – wenn auch nur virtuell – Schulter an Schulter mit den musikalischen Giganten agieren kann, hört man jedem einzelnen Track an. Das Ergebnis erscheint nicht ganz zu unrecht auf dem legendären Verve-Label. “Barry ist nicht nur einer der erfolgreichsten Sänger, Songwriter und Performer der Welt, sondern auch ein absolut brillanter Arrangeur und Musiker”, sagt Labelchef David Foster. “Die Art, wie er die klassischen Solo-Performances all dieser ikonischen Künstler nahm und in Songs für zwei Stimmen verwandelte, ist eine unglaubliche künstlerische Leistung.”