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Traumduo – Trifonov und Mutter musizieren Schubert

Anne-Sophie Mutter, Daniil Trifonov, Hwayoon Lee, Roman Patkoló, Maximilian Hornung
© Harald Hoffmann / DG
02.11.2017
Anne-Sophie Mutter und Daniil Trifonov teilen ein gemeinsames Schicksal. Sie sind so über alle Maßen begabt, dass sie sich in einsamen Höhen bewegen.

Traumduo: Anne-Sophie Mutter und Daniil Trifonov  

Es gibt in der Klassikwelt zahlreiche große Persönlichkeiten, die Herausragendes geleistet haben und deren Verdienste keinesfalls geschmälert werden sollen. Aber Anne-Sophie Mutter und Daniil Trifonov, das ist ein Tick mehr, das ist das berühmte Quentchen, das noch hinzukommen muss, damit die Sache perfekt ist und Höhen erreicht werden, die das Prädikat “genial” verdienen. Hier bewegen sich die Karajans und Furtwänglers, die Argerichs und Brendels, die Plácido Domingos und Luciano Pavarottis.
Jahrhundertstars, die mit Ansprüchen konfrontiert sind, die jegliches gewöhnliche Maß sprengen. Nicht wenige brechen unter dieser Last zusammen. Sie halten den unmenschlichen Anforderungen nicht stand. So musste sich Vladimir Horowitz zeitweilig aus dem Konzertbetrieb zurückziehen. Der pianistische Gigant, mit dem Daniil Trifonov manchmal verglichen wird, litt schwer an seiner künstlerischen Bürde. Was Anne-Sophie Mutter und Daniil Trifonov eint, ist eine auffällige Leichtigkeit, mit der sie dieses Schicksal angenommen zu haben scheinen.

Hinreißender Schwung: Schuberts Forellenquintett

Diese Leichtigkeit zeigt sich nicht nur in ihren sympathischen Gesten und Mitteilungen, ihrer stets weltoffenen und charmanten Art, sondern auch in ihrer entspannten Musizierweise, die immer wieder neue Horizonte öffnet. Deshalb kann es kein Zufall sein, dass sie sich für ihr erstes gemeinsames Aufnahmeprojekt Schuberts berühmtes “Forellenquintett” vorgenommen haben, eines der unbeschwertesten und tanzfreudigsten Werke des gefühlvollen Romantikers.
Das Klavierquintett in A-Dur (D. 667) verlangt von den Musikern Blitzreaktionen. “Die Forelle”, eine Liedkomposition, deren Melodie Schubert in sein Klavierquintett aufnahm, “ist schnell wie ein Pfeil, lebhaft und wach”, so Anne-Sophie Mutter, die das dynamische Zusammenspiel mit Daniil Trifonov spürbar genießt. Alles kommt hier auf den Augenblick an. “Kammermusik ist intimer und transparenter”, so Daniil Trifonov, der seinerseits überglücklich ist, mit Anne-Sophie Mutter zusammenzuarbeiten.    

Viel Gefühl: Liedhafte Poesie

“Man lernt, offen zu sein für die Interpretation, die im Moment entsteht”, so der russische Shootingstar über die enthusiastischen Aufnahmesessions und fortwährenden Vertiefungen des Klavierquintetts. Das Resultat auf dem neuen Album spricht Bände. Da ist Bewegung drin. Da wird keinem falschen Perfektionismus gehuldigt, sondern losgelassen, so dass alles in Fluss gerät.
Mutter und Trifonov spielen sich in einen regelrechten Rausch. Ihre Interpretation des “Forellenquintetts” ist von wildem Schwung, und das funktioniert natürlich nur, weil sie über eine brillante Technik verfügen, die sie vollkommen frei musizieren läßt. Das gilt in ähnlicher Weise auch für Hwayoon Lee an der Bratsche, Maximilian Hornung am Cello und Roman Patkoló am Kontrabass.
Allesamt haben sie die Hürden von Mutters renommierter Stiftung genommen und kennen den freiheitlichen Geist der badensischen Geigerin, die sich im “Ständchen” und im “Ave Maria” ganz von ihrer poetischen Seite zeigt. Diese Arrangements für Geige und Klavier tun dem Album gut. Sie rufen den nachdenklichen Schubert in Erinnerung, der auch im Trio für Klavier, Geige und Cello (“Notturno”) atemberaubend zur Geltung kommt.  

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