Es gab Zeiten, da komponierte Händel eine Oper nach der anderen. Vordergründig waren es Geldprobleme, die ihn dazu zwangen. Aber seine unermüdliche Schöpfung harmonischer Prachtgebilde lässt noch einen weiteren Schluss zu: Händel trug einen ganzen Kosmos musikalischer Ideen in sich, und er konnte gar nicht anders, als ihn zu Papier zu bringen.
Arien und Chorgesänge
Mit der Sammlung “
Händel: Giulio Cesare – Ariodante – Hercules” liegen jetzt in voller Länge zwei Opern und ein Oratorium vor, die mit zu den attraktivsten Werken in Händels vokaler Mammutproduktion zählen. Die Aufnahmen des französischen Dirigenten und Barockspezialisten
Marc Minkowski entfachen auf neun Tonträgern ein wahres Feuerwerk ergreifender Arien und feierlicher Chorgesänge. Mit seinem Ensemble für Alte Musik, den
Musiciens du Louvre, stehen Minkowski Instrumentalisten zur Verfügung, die glänzend ausgebildet sind, sich leidenschaftlich gern in die Welt des Barock einfühlen und sich blind mit ihrem Dirigenten verstehen. Das im Jahre 1982 von ihm selbst gegründete Kammerensemble sprüht geradezu vor Spielfreude und lässt Händels Musik in ihrer ganzen Fülle erstrahlen.
Ergreifende Stimmen
Mit “Giulio Cesare” befindet sich eine Heldenoper auf dem Album, die zu den beliebtesten Bühnenwerken Händels zählt, und wenn man Anne Sofie von Otter hier in der Hosenrolle des Sesto die Arie “Svegliatevi nel core” singen hört, dann ist man tief ergriffen von den geschmeidigen Koloraturen und dem warmherzigen Ausdruck in ihrer Stimme. Die charismatische Schwedin, die durch gelungene Ausflüge ins Pop-Genre ihre vielseitige Begabung mehrfach unter Beweis gestellt hat, wirkt an der Seite des meisterlichen Bassbaritons Gidon Saks und der großen britischen Sopranistin Lynne Dawson auch in der Oper Ariodante und dem Oratorium Hercules mit. In der Rolle der Dejanira, der eifersüchtigen Frau des Hercules (Gidon Saks), entfaltet sie dämonische Kräfte, und als Ariodante, dem Verlobten Ginevras (Lynne Dawson), demonstriert sie eindrucksvoll die Gefühlswelt eines Liebenden, der später verzweifelt. Die Gesangsfreude ist der famosen Mezzosopranistin stets anzumerken. Dazu kommt ihre dramatische Lust am Stoff, und das macht diese Aufnahmen, in denen mit Ewa Podleś (Kontra-Alt) und Richard Croft (Tenor) noch weitere Hochkaräter der Gesangswelt an Bord sind, zu einem außerordentlichen Hörerlebnis.