Seit der Gründung der Salzburger Festspiele wurde Giacomo Puccini von den künstlerischen Direktoren weitestgehend mit Ignoranz gestraft. Bis heute kamen beim bedeutendsten Opernfestival der Welt nur sage und schreibe zwei Puccini-Produktionen auf die Bühne: “Tosca” und “Turandot”. Mit einer glanzvollen, man höre und staune Erstaufführung (sic!) von “La bohème”, der beliebtesten Oper aus der Feder des italienischen Komponisten, sollte dieser “Bannfluch” in diesem Jahr nun endlich gebrochen werden, so der neue Festspiel-Intendant Alexander Pereira bei der Jahrespressekonferenz.
Das Sängerensemble wurde angeführt von der russischen Starsopranistin Anna Netrebko in einer ihrer Paraderollen als Mimì und dem polnischen Tenor Piotr Beczala als Rodolfo – eine absolute Traumpaarung, mit der beide schon 2010 an der New Yorker Met begeisterten. Massimo Cavalletti (Marcello), Nino Machaidze (Musetta), Alessio Arduini (Schaunard), Carlo Colombara (Colline), Davide Fersini (Benoît), Peter Kálmán (Alcindoro) und Paul Schweinester (Parpignol) vervollständigten die Ausnahmebesetzung. Und last but not least die Wiener Philharmoniker unter der musikalischen Leitung von Daniele Gatti! Das ZDF liess sich diese Chance nicht entgehen und übertrug die Aufführung Anfang August!
Für Anna Netrebko ist es bereits ihre zweite „Bohème“-Aufnahme auf Deutsche Grammophon nach der hoch gelobten Einspielung mit Rolando Villazón, welche auch als Soundtrack zu Robert Dornhelms Kino-Version Verwendung fand und zeigt den Stellenwert gerade dieser Partie im Repertoire von Anna Netrebko. Für ihre Fans kam ihr Auftritt in Puccinis „La bohème“ einem vorgezogenen Weihnachtsfest gleich – Vorfreude auf die bereits Monate im Voraus ausverkaufte Aufführung inklusive. An der Seite ihres kongenialen Partners wusste die russische Starsopranistin denn auch dank makelloser Stimmführung und hingebungsvollem Einsatz auf ganzer Linie zu überzeugen. Mit zehnminütigem Applaus würdigte das Publikum die Leistung der Wiener Philharmoniker und des Sängerensembles ebenso nachdrücklich wie es anderer-seits mit der ins moderne Italien verlegten Inszenierung von Damiano Michieletto durchaus seine Probleme hatte.