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Balkanisch – Ottensamer, Radulović & Sidorova rocken die Yellow Lounge

Nemanja Radulović, Ksenija Sidorova und Andreas Ottensamer
©Stefan Höderath
23.03.2017
Das gibt es selten: ein Klassikkonzert, das Tanzlaune macht. So geschehen am vorigen Donnerstag in Berlin. Die Yellow Lounge hatte in die Malzfabrik geladen, einem denkmalgeschützten Industriekomplex im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Vor Ort: das ZDF, das den Konzertabend mitschnitt und am Ostersonntag, 16.04. ausstrahlen wird.

Kongenial: Ottensamer, Radulović und Sidorova

Kameras und Mikrofone im Saal – das ist immer eine besondere Aufregung, zumal an diesem Abend, den drei blutjunge Künstler bestreiten. Andreas Ottensamer, Nemanja Radulović und Ksenija Sidorova haben den Klassikbetrieb zuletzt mächtig aufgewirbelt. Was die drei eint, ist ihr Hang zum Unkonventionellen. Sie geben sich nicht mit traditionellen Vorgaben zufrieden, sondern wollen ihren eigenen Weg gehen. Am markantesten: Nemanja Radulović.

Der serbische Geiger bringt schon durch sein Gothic Outfit eine deutliche Neigung zur Unangepasstheit zum Ausdruck. Und Ksenija Sidorova hat sich mit dem Akkordeon ein Instrument erwählt, das für eine zierliche Frau wie sie in ihrer lettischen Heimat nicht gerade typisch ist. Andreas Ottensamer schließlich ist für seine Coolness bekannt, mit der er der Klarinette ganz neue Klangnuancen abgewinnt. Diese drei zusammen: eine elektrisierende Mischung, die Funkelndes erwarten lässt. Und so kommt es dann auch.

Furios: Sidorovas Auftakt

VJ Philipp Geist hat den quaderförmigen Raum in warmes Licht getaucht. Aus den Boxen tönen Sounds von Max Richter. DJ Terri Belle knüpft an die letzte Yellow Lounge an, in der Max Richter Stücke aus seinem neuen Album “Three Worlds – Music from Woolf Works” vorstellte. Das Publikum genießt die Klänge. Es stimmt sich allmählich auf den Konzertabend ein. Dann geht es los. Und wie! Ksenija Sidorova legt eine furiose Eröffnung hin.
Als sie mit ihrem leidenschaftlich aufspielenden Kammerensemble, der Nuevo Mundo, die berühmte Habanera aus Bizets Oper “Carmen” vorträgt, da hat sie das Publikum schon voll auf ihrer Seite. Andreas Ottensamer hat jetzt leichtes Spiel. Der österreichische Meisterklarinettist, der als eine Art musikalischer Conférencier durch den Abend führt, gibt mit Freunden aus der Berliner Philharmonie das besinnliche Adagio aus Mozarts Klarinettenkonzert zum Besten. Einfühlsam, äußerst sanft klingt dies. Gänsehautstimmung!

Steigerungen: Balkanische Tanzlust

Balkanisches Tanzfieber löst in seinem Part Nemanja Radulović aus. Der serbische Geiger, der von den “Trilles du Diable begleitet wird, beginnt mit wildromantischen Traditionals aus seiner Heimat. Sidorova und Ottensamer legen tanzfreudig nach: Ksenija Sidorova mit einem Flamencorhythmus, der für Akkordeon arrangierten “Malagueña von Ernest Lecuona, und Andreas Ottensamer mit einem für Klarinette bearbeiteten Prelude von George Gershwin. Zum Abschluss des ersten Programmteils folgt dann ein langsamer Tanz. Es ist einer der bewegendsten Momente dieses Konzertabends.
Viele kennen das Stück, das jetzt erklingt, aus Kubricks Filmklassiker “Eyes Wide Shut” mit Nicole Kidman und Tom Cruise. Radulović und Sidorova spielen Schostakowitschs zweiten Walzer aus der Jazz Suite, und sie tun dies mit solcher Hingabe, dass das Publikum völlig ergriffen in die Pause geht. Der zweite Programmteil kultiviert dann eine bestechende Logik der Steigerung. Virtuoser Höhepunkt: Radulovićs Darbietung von Bachs Chaconne. Tänzerischer Gipfel: Montis “Csárdás”, mit dem Radulović, Sidorova und Ottensamer diesen Abend gemeinsam beschließen. Ein musikalisches Feuerwerk! Gefolgt von frenetischem Applaus.     
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