Gaetano Donizettis Oper “La favorite” wurde am 2. Dezember 1840 an der Pariser Oper uraufgeführt und vom Publikum begeistert angenommen. Bis heute steht das Werk regelmäßig als eine Art Geheimtipp auf dem Spielplan großer Opernhäuser und erweist sich für alle Beteiligten als vielschichtige und inspirierende Quelle für künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten.
Dichte Geschichte
Die Liebesgeschichte zwischen der schönen Leonór und dem jungen Novizen Fernandox ist ein Stoff, der wie für eine Grand Opéra geschaffen ist. Vor dem Hintergrund eines Machtkampfes von Kirche und Staat im spanischen Kastilien des 14. Jahrhunderts, werden die Liebenden im Laufe der Handlung mit den Konsequenzen ihrer Sehnsüchte und Wünsche konfrontiert und auf sich selbst und ihre Ängste zurückgeworfen.
Starke Präsenz
In
Amélie Niermeyers kammerspielartiger intimer Inszenierung von Gaetano Donizettis Oper “La favorite” in ihrer französischen Originalfassung zeigt sich
Elīna Garanča völlig abseits von Kitsch und Drama stimmlich und spielerisch in Höchstform und gab damit 2016 ihr grandioses szenisches Debüt als Léonor. Wenn sie in starke Frauenrollen schlüpft, ist die Mezzosopranistin ganz in ihrem Element. Im auf das Wesentliche reduzierten Bühnenbild von
Alexander Müller-Elmau strahlt Elīna Garanča im roten Mantel umso leuchtender und füllt den Raum in jeder Hinsicht mit Präsenz und Stimme.
Schöne Stimmen
Überhaupt ist der Cast für die Münchner Produktion durch und durch gelungen. Der amerikanische Tenor Matthew Polenzani präsentiert sich als hin- und hergerissener liebender Fernando mit lyrischer Tonschönheit und juveniler Natürlichkeit. Elsa Benoit bezaubert mit einem wunderbar schimmernden Timbre als Inès und der polnische Bariton Mariusz Kwiecień überzeugt als König Alphonse mit sonorem Klang und spielerischer Leidenschaft. Über allen strahlt Elīna Garanča mit einer unaufgeregten Virtuosität und Ausdruckskraft, die in der Arie “O mon Fernand… Mon chatiment descend du ciel” ihren Höhepunkt erreicht.
Ihr Ehemann Karel Mark Chichon lotet derweil am Pult des bayerischen Staatsorchesters mit eindrucksvoller Intensität das Klangspektrum von Donizettis Partitur aus.