Nicht jeder, der mit elektronischen Tönen Großes vollbringt, hat auch mit solchen Tönen angefangen. So etwa Jewgeni Grischbowski, genannt Jeff, der heute als Noize Generation Furore macht.
“Ich saß schon recht früh hinterm Schlagzeug und spielte in Bands und hatte auch immer Ideen für Melodien und Refrains”, blickt er zurück, “das hing damit zusammen, dass ich auch am Klavier und an der Gitarre ziemlich fit bin.” Als ihn jedoch jemand zu den ersten Raves der Gegend mitnimmt, öffnet sich für ihn eine völlig neue Klangwelt. “Als ich dann Stücke vom französischen Electronic-Duo Justice hörte”, erinnert er sich, “war ich hin und weg und wollte von einer klassischen Bandformation nichts mehr wissen.”
Der Energie, welche die elektronischen Töne transportieren, kann Jeff einfach nicht widerstehen. Genauso wenig, wie dem Spaßfaktor, der dabei zum Tragen kommt. Kaum 16jährig stellt er die musikalischen Weichen von analog auf digital und fuchst sich so richtig rein. “War ich vorher eher von den Deftones beeindruckt”, lächelt er, “konnte ich mich dann an Justice, Boys Noize oder The Bloody Beetroots nicht satt hören.” Obwohl er schon unter dem Namen Noize Generation unterwegs ist und weiß, dass er elektronische Klänge nicht mit der Wanderklampfe machen kann, lassen ihn akustische Instrumente nie ganz los. Und die Melodie als grundlegendes Element seiner Musik erst recht nicht.
Jeff beginnt von Klängen zu träumen, die einerseits im Clubumfeld funktionieren, sich andererseits aber auch als Popsongs hervorragend bewähren. Damit er dieses Kopfkino in die Realität überführen kann, bastelt er sich im begehbaren Kleiderschrank seiner Eltern nach und nach ein funktionierendes Home-Studio. “Ich habe dort Klangschicht über Klangschicht gelegt”, erzählt er begeistert, “doch dann spielte ich auch mit den Sachen anderer Künstler herum und begann sie zu verändern. Das Remixen zog mich in seinen Bann.” Die Liste der Bootleg-Remixe von Noize Generation wird lang und länger.
Besondere Aufmerksamkeit wird seinen Bearbeitungen von “Dare” und “Feel Good Inc.” zuteil. Sie erregen die Aufmerksamkeit vieler Musikblogger, werden aus dem Stand heraus tausendfach angeklickt und mit teilweise euphorischen Kommentaren versehen. Beide Lieder landen jeweils unter den Top 3 beim weltweit wichtigsten Musikblog Hype Machine. “So angefixt habe ich an einem Remix-Contest teilgenommen, den Zombie Nation ausgelobt hatten und den Remix zu ‘The Mind Of Many’ sehr erfolgreich ins Rennen geschickt”, blickt er zurück, “als sich dann fast zeitgleich noch ein A&R von Universal Music meldete und von meiner Arbeit überaus angetan war, da war ich mir endgültig sicher, dass im EDM Bereich noch lange nicht alles gesagt ist”, und weiter, “solange da Neuland ist, will ich es betreten. Und die Karte ist noch voller weißer Flecken.” Im Gegensatz zu seiner Reiseweltkarte, ist er doch seit mehr als drei Jahren mit seinen Werken unterwegs – nicht nur in Deutschland und Europa, sondern mittlerweile auch in Asien.
Das Neuland, das Noize Generation betritt, oszilliert zwischen elektronischen Klängen und Songwriting. Um dabei klare und dennoch fein ausarrangierte Tracks zu bekommen, trifft sich Jeff regelmäßig mit diversen Singer/Songwritern. Dabei entdeckt er seine Fähigkeiten am Klavier und an der Gitarre neu und bringt sie als Melodien mit ein. “Gemeinsam erarbeiten wir Vorlagen, durch die ich mich weiter inspirieren lasse. So entstehen dann nach und nach meine Stücke mit diesem ganz eigenen Klang”, verrät Noize Generation. In seinem Home-Studio lotet er aus, wo der Reiz des akustischen, des analogen Instruments oder aber der menschlichen Stimme größer und packender ist als die digitalen Sounds. “Dann beginnt der diffizile Balanceakt zwischen dem Wunsch, den elektronischen Touch nicht verlieren und das akustisch Fruchtbare dennoch zu belassen”, erklärt er.
Bei Noize Generation klingt die Vereinigung des Analogen mit dem Digitalen nie billig, dafür ausdrucksstark. Er lässt seine Töne jubeln, donnern, flirren und wirbeln. Seine Klanglandschaften wecken Sehnsüchte und haben die Strahlkraft Geschichten zu erzählen.
Bestes Beispiel dafür ist die Single “A Song For You”, mit der Noize Generation beim diesjährigen, deutschen Vorentscheid für den Eurovision Songcontest antreten wird. Der Song startet mit einem wunderbar dynamischen Piano. Dann ist da die einprägsame Stimme, die über einem Meer von elektronischen Tönen schwebt, die sie umschmeicheln. Eine Stimme, die den Hörer in das Stück hineinzieht und erst nach dem Verklingen des letzten Taktes wieder loslässt. “A Song For You” erscheint am 6. Februar 2015.