MILJÖ sind bei aller Frische und Jugend längst keine junge Band in Köln mehr, sonder fest etabliert in der Musiklandschaft dieser Stadt. Sie bedienen ihr Publikum seit Jahren mit Hits am Streifen und verwöhnen ihre Fans hier mit einer Doppelsingle “Zigg zoröck” und “Wurm em Ohr”. Dass MILJÖ alte Hasen sind, zeigt sich auch daran, dass die Jungs schon gemeinsam Musik machten, als Twix noch Raider hieß. “Zigg zoröck” ist ein schöner Folksong voller Spielfreude und irischen Anleihen. Man hört Blockflöten und die Quetschkommode und fühlt sich fast wie im Keller der Titanic, wo die wilden Parties mehr Spaß machten als oben im steif-gediegenen Salon. Diese Zeit holen sich MILJÖ zurück und teilen sie mit uns. Wir kennen es schließlich auch noch, das hart umkämpfte Tapedeck zum Beispiel auf dem Weg zur Nordsee und dieses Gefühl beim Durchschauen alter Fotos. Bei aller Sentimentalität geht “Zigg zoröck” aber lebensfroh nach vorne, versprüht Energie und positive Energie – eine Energie die man in dieser Zeit dringender braucht denn je.
Schon nach dem ersten Hördurchlauf von “Zigg zoröck” hat man einen Ohrwurm. Das dachten sich die Schelme von MILJÖ auch und haben uns augenzwinkernd direkt noch “Wurm em Ohr” hinter geschickt. Im gleichen Stil gehalten ist es eine Liebeserklärung an dieses eine bestimmte Lied. Das Lied mit der Magie, ihr wisst schon. Das Lied, das man nicht mehr aus dem Kopf kriegt, das man lauthals mitsingt und notfalls irgendwelche Worte erfindet, wenn man hier und da den Text nicht versteht – und das kann bei Mundart durchaus vorkommen. Köln ist nun einmal sowohl traditionsverbunden und treu – das größte Dorf der Welt, wenn man so möchte – aber auch schlicht eine Millionenstadt mit vielen jungen Menschen, die auch zugezogen sein können und Verständnisschwierigkeiten bei der rheinischen Zunge haben. Das ist aber am Ende des Tages zweitrangig. Denn der Song geht einem nicht mehr aus dem Kopf, und ohne Mitsingen geht’s nicht!
MILJÖ schicken direkt zwei Songs – wie immer in Eigenregie von Frontmann Mike Kremer produziert – in die anrollende Karnevalssession, die wie auch immer aussehen wird. Dass in Köln die fünfte Jahreszeit nämlich zumindest von jedem gefühlt wird und Jahr für Jahr ihre Lieder braucht, das ist ein kölsches Naturgesetz.