Gerade einmal zwei Jahre sind verstrichen, seit Michel Teló seine Solokarriere startete. Und in diesem kurzen Zeitraum schaffte er es, zur Ikone einer neuen Generation aufzusteigen. Als Teló vorletztes Jahr mit “Fugidinha” einen Überraschungserfolg landete, dachten nicht wenige, dass er ein One-Hit-Wonder bleiben würde. Wie sehr sie sich getäuscht hatten, zeigte er ihnen ein Jahr später mit dem Mega-Hit “Ai, se eu te pego” (Zu deutsch: “Ach, wenn ich dich erwische”), der in Brasilien und im Ausland die meistverkaufte Digitalveröffentlichung war.
Der Video-Clip des Songs wurde bei YouTube sage und schreibe 117 Millionen mal angeschaut! Für zusätzliche Promotion sorgten Fußballkünstler wie der Brasilianer Neymar und der für Real Madrid spielende Portugiese Cristiano Ronaldo, die ihre Tore mit einem choreographierten Tänzchen zu Michel Telós Mega-Hit feierten. Und auch hierzulande ist der Siegeszug des frühzeitigen Sommerhits 2012 nicht mehr zu bremsen, konnte “Ai se eu te pego” doch mittlerweile schon mit Platin veredelt werden. Ein sensationeller Lauf, der seinesgleichen sucht.
Jetzt stellt uns der Sänger sein neuestes Werk “Na Balada” vor. Und treffender hätte der 31-Jährige, den man in Brasilien zum “König der Baladas” krönte, das neue Album kaum betiteln können. Zum Verständnis: Als Baladas bezeichnet man heute in Brasilien die hippsten Musik- und Tanzclubs. Aufgezeichnet wurde das Album in den angesagtesten Clubs von fünf brasilianischen Städten, darunter das Wood’s in São Paulo, wo Michel vor rund drei Jahren schon seine ersten Soloauftritte absolviert hatte.
Mit seiner Lebensfreude steckt Michel Teló das Publikum mühelos an. Wie es sich für einen kreativen Künstler gehört, zögert der Sänger nicht, mit Klängen und Rhythmen zu spielen. Ein gutes Beispiel dafür ist der neue Song “Eu te amo e open bar”, der im Grunde eine Instrumentalnummer ist, aber in den Tanzclubs schnell zu einem Hit avancierte. Dabei sprengt Michel, der seine Wurzeln eigentlich in der ländlichen Sertanejo-Musik hat, elegant das stilistische Korsett. Kein Wunder also, dass seine Songs in Brasilien sogar von DJs gespielt werden, die ansonsten eher zu House, Techno oder HipHop neigen.
In Brasilien pflegt man zu sagen: “das Akkordeon weint”. Michel hat es geschafft, das Instrument von diesem Stigma zu erlösen. In seinen Händen sprudelt es vor Lebensfreude über und harmoniert bestens mit modernen elektronischen Beats. Dem Stück “Humilde residência”, das von brasilianischen Radiosendern momentan in heavy rotation gespielt wird, verpasste Teló wiederum einen flotten Samba-Rock-Einschlag à la Jorge Benjor.
Die Produktion lag zwar offiziell in den Händen von Dudu Borges, doch das letzte Wort hatte in künstlerischer Hinsicht Michel Teló. Vollkommen intuitiv, so wie es sich für einen wahren Künstler gehört, probiert er die Lieder in verschiedenen Stimmungen aus und entschied sich dann treffsicher für diejenige, die am besten zu der Melodie passte. Dabei achtet er darauf, dass man ihn nicht in eine einzige stilistische Schublade stecken kann. Seine Kollaborationspartner suchte er sich mit demselben Geschick aus: “Vamo mexer” interpretiert er hier mit dem Sertaneja-Duo Bruninho & Davi, mit dem er auch schon einen Clip für eine DVD gemacht hatte.
Doch sein Talent beschränkt sich nicht allein darauf, Songs für die Dancefloors der Clubs zu liefern. Auf “Na Balada” offenbart er in einigen Nummern seine romantische Seite. Stücke wie “Coincidência”, “Se eu não for”, “Ponto certo” und “Vida, bela vida” trägt er in sehr intimer Art nur mit Klavierbegleitung vor. Am anderen Ende der Skala findet man dagegen stark groovende Songs wie “Desce do muro” und “É Mara”.