Erst im November ist er bei den Danish Music Awards zum Solokünstler des Jahres gewählt worden, jetzt startet er mit neuem Material durch: Ende März veröffentlicht Alex Vargas sein mit Spannung erwartetes Debütalbum „Cohere“, dessen neueste Vorab-Single auf den Namen „Higher Love“ hört und ab sofort erhältlich ist. Zugleich fungiert „Higher Love“ als offizieller Song zur neuen Diesel-Kampagne, die von David LaChapelle realisiert wurde.
Laut Alex Vargas erzählt die neue Single „Higher Love“ von jenen Momenten, in denen sich das Leben einfach zu vorhersehbar anfühlt und sich Angst und Unsicherheit breit machen. „Es geht um dieses Gefühl, etwas Gutes zu lange schon ausgekostet zu haben – so dass der Zauber inzwischen ein wenig verflogen ist. Nur zielt ‘Higher Love’ gerade darauf ab, diese Gedanken zu vertreiben und sich daran zu erinnern, wie besonders die Verbindung ist, die man zu seinem Partner hat.“
Am 31. März legt Vargas dann sein Debütalbum „Cohere“ nach, an dem er seit dem Herbst 2015 gearbeitet hat. Damals hatte er gerade seine Europa-Tour beendet und eine Nacht in der ehemaligen Wohnung von Albert Einstein in Bern verbracht: „Ja, die Tour war vorbei, und meine EP war im Kasten. Ich stand da, fühlte mich irgendwie vollkommen leer, aber doch voller Energie – und das in Einsteins alter Wohnung! – und ich wollte einfach weitermachen, mehr Songs schreiben. Seither ist viel passiert: Ich bin in Roskilde aufgetreten, hatte meine eigene Headliner-Tour durch Europa, ich hab den Danish Music Award von Peter Schmeichel überreicht bekommen!“ Auch die Tatsache, dass er Teil der Diesel-Kampagne von David LaChapelle ist, ist ein derartiges Highlight: „Der Slogan der Kampagne von David LaChapelle lautet Make Love Not Walls – da wollte ich einfach sofort mitmachen, als ich davon gehört habe. Eigentlich schreibe ich ja eher melancholische Songs, aber in dem Fall funktioniert mein Song einfach mal in einem extrem ausgelassen-positiven Kontext. Und es ist ein wichtiges Statement, wenn man bedenkt, was aktuell in der Welt passiert.“
Trotz der sich überschlagenden Ereignisse muss Alex Vargas immer noch jedes Mal zumindest schmunzeln, wenn er seinen Namen in Kombination mit Begriffen wie „Senkrechtstarter“, „Newcomer“ oder „aufstrebendes Talent“ hört oder liest. Zwar stimmt es schon, dass in den vergangenen Monaten sehr viel mehr Menschen hellhörig geworden sind und seinen in Soul getränkten Electro-Pop-Sound für sich entdeckt haben – aber genau genommen macht er nun schon seit 16 Jahren (!) Musik. „Und das ist einfach mal mehr als mein halbes Leben“, so Alex. „Abgesehen von ein paar kleinen Jobs, bin ich auch noch nie irgendeiner anderen Tätigkeit nachgegangen. Ich fühle mich einfach absolut zu Hause auf der Bühne, und ich weiß, dass das hier meine Berufung ist.“
Der inzwischen 28-jährige Vargas ist zwar als Performer absolut routiniert, aber als Künstler und Songschreiber hat er erst in den letzten paar Jahren wirklich zu sich selbst und zu jenem Sound gefunden, der seine Stimme perfekt einrahmt. Das konnte man schon auf der 2016 veröffentlichten EP „Giving Up The Ghost“ erkennen, auf der der dänische Sänger und Produzent sein Gespür für übergroße Refrains à la Stevie Wonder mit seinem unverwechselbaren Falsettgesang und krassen Produktionen kombinierte. Die Titelsingle, zu der Vargas ein grandios-bewegendes Eiskunstlauf-Video veröffentlichte, war ganz klar das emotionale Highlight der EP, auf der er mit einer minimalistischen Ballade wie „Wear Your Demons Out“ auch schwierige Themen ansprach – in diesem Fall das Leben (und Lieben) mit einer Depression.
Die Themenpalette, die Alex Vargas in seinem Songwriting präsentiert, beruht größtenteils auf eigenen Erlebnissen und Erfahrungen, und sein bisheriges Leben war in der Tat alles andere als gewöhnlich: Aufgewachsen in Dänemark, konnte er sich nie wirklich für die Schule begeistern, und so driftete er schon als 12-Jähriger zu einer Bühnenproduktion von „Die Schatzinsel“. „Ich weiß noch ganz genau, wie es sich angefühlt hat, bei der Premiere die Bühne zu betreten“, erinnert er sich heute zurück. „Ab dem Moment war ich infiziert. Ab da war ich hungrig auf mehr.“ Also sprach er weiter fleißig für diverse Rollen vor, die er auch bekam. Mit 15 bekam er dann noch etwas anderes: Eine Gitarre. Und aus seinem Hang zur Bühne wurde schon bald der Wunsch, eigene Indie-Hymnen wie ein Kurt Cobain zu präsentieren. Mit 17 hatte er seinen ersten Manager und zog nach England, um dort seinen Traum von einer Karriere als Musiker zu verwirklichen. So viel zum Newcomer-Status…
In England brachte man Vargas dann postwendend mit dem Hitmacher Brian Higgins zusammen, verantwortlich für die Erfolge von Girls Aloud und Gründer des renommierten Pop-Producer-Teams Xenomania, mit dem er sein Debütalbum schreiben sollte. Dazu wurden noch vier weitere Musiker ins Boot geholt – und so entstand um Frontmann Alex Vargas eine Pop-Combo namens Vagabond, die 2009 ihr Album „You Don’t Know The Half Of It“ vorlegte und danach im Vorprogramm von Größen wie James Morrison und The Script auftrat. Auch beim Glastonbury Festival traten Vagabond zwei Mal auf. Was ihren Sound anging, waren das durchaus eigenwillige Popkompositionen, dominiert von Gitarren und Synthesizern – aber wenn man Vargas heute darauf anspricht, sagt er ganz klar, dass es nicht das war, was ihm vorschwebte. Weil er also nicht mit ganzem Herzen bei der Sache war, löste er die Gruppe auf, bevor es zu den Aufnahmen für ein weiteres Album kam, und fasste den Entschluss, alles auf eine Karte zu setzen und es als Solomusiker zu versuchen.
Für Alex Vargas, der mit dem Classic-Rock-Sound von Pink Floyd, Queen oder auch Jeff Buckley aufgewachsen ist, war ein derartiger Ansatz aus der Popfabrik einfach nicht das Richtige. Zwar stand er schon irgendwie hinter den Kompositionen – „Ich hatte schließlich jedes Wort selbst geschrieben für das Album; jedes Gefühl, das in den Texten zum Ausdruck kam, stammte wirklich von mir“ –, aber er wollte diese Texte eben auch auf seine Art produzieren und präsentieren. Und so begann er damit, neue Produktionstechniken zu lernen, arbeitete an eigenen Songs mit Logic, und verfeinerte seine Falsettstimme, die schon zuvor viele Leute hatte hellhörig werden lassen. Auch in L.A. schlug er zwischenzeitlich seine Zelte auf und arbeitete dort an Akustikballaden, über denen seine Stimme sogar noch besser zur Geltung kam…
Nach und nach tauchten in seinen Demos immer mehr Noise- und Electronica-Elemente auf, und genau diese Mischung macht seither seinen Sound aus: Es ist ein episch angelegter, zeitgenössischer und elektrifizierter Soul-Entwurf, der in eine ähnliche Kerbe schlägt wie z.B. Rosie Lowe, BANKS oder auch Seramic, und der sich aus einer düsteren, etwas abgründigen Energie speist. Ein Freund von Alex brachte diesen Ansatz irgendwann auf die treffende Formel „Noise Soul“ – und genau das ist es auch, was Alex Vargas auf seinem kommenden Debütalbum präsentieren wird.
Inzwischen deutlich reifer, fällt es Vargas heute auch sehr viel weniger schwer, eigene Gefühle in seine Songs einfließen zu lassen: „Da schwingt auf jeden Fall auch Trauer mit auf diesem Album“, sagt er über den kommenden „Cohere“-Erstling. „Und vieles davon war echt hart, das aufzuschreiben.“ Einer der emotionalsten Momente der LP hört auf den Titel „Tidal“: Das Stück entstand binnen eines einzigen Tages, nachdem Alex während des Schreibens vom Inhalt einer E-Mail überrumpelt worden war. Ein extremes Spannungsfeld macht seine Kompositionen aus, wenn sich große Gesten und ganz leise, zurückhaltende Momente abwechseln: Wie in seinen gefeierten Liveshows, sind es diese extremen Gegensätze, sind es gerade auch die Leerstellen und ruhigen Momente, die seine Kompositionen so eindringlich machen. „Insgesamt war mir wichtig, dass das Album auch klanglich einen roten Faden hat. Trotzdem habe ich auch immer wieder neue Dinge ausprobiert und ein paar andere Regionen erforscht.“
„Meine persönliche Definition von Erfolg hat sich vollkommen verändert mit der Zeit“, sagt Alex Vargas abschließend. Heute gehe es ihm einzig und allein darum, großartige Songs zu schreiben. „Man muss für sich einfach irgendwann erkennen, weshalb man das alles überhaupt macht. Als ich zwischenzeitlich am Tiefpunkt angekommen war, aber den Entschluss gefasst hatte, trotzdem weiter Musik zu machen, da wurde mir plötzlich klar, dass ich ja genau genommen gar nicht anders kann. Es gibt gar kein anderes Leben für mich. Selbst wenn kein Mensch mir zuhören würde – ich wäre dann immer noch Musiker und würde immer noch weitermachen.“ Nach ausverkauften und gefeierten Shows im November, kommt Alex Vargas im April wieder nach Deutschland, wo er in Berlin, Hamburg, Köln und München auftritt.